Mit dem Schiff einmal um die Welt
2016/2017 - Eine Kreuzfahrt mit der MS Artania
Die Anreise verlief problemlos, der Flieger nach Mailand hatte lediglich 30 Minuten Verspätung und jeder von uns hätte statt der von Phoenix angegebenen 30 Kg Gepäck sogar 43 Kg mitnehmen können Diese Irritation gab es auch schon 2015 bei unserer Südamerikareise. Phoenix schreibt 2 Gepäckstücke in Summe nicht mehr als 30 Kg, aber ein einzelner Koffer nicht mehr als 23 Kg wiegen.
Lufthansa hingegen hat die Regel: „Bei Flüge innerhalb Europas ist ein Gepäckstück mit max. 23 frei.“ Ein 30-Kg-Limit ist bei Lufthansa unbekannt. Und wenn auf dem Ticket „2 Gepäckstücke frei“ draufsteht, sind eben 2x23Kg frei. Genau so muss wohl der Lufthansa-Computer beim Einchecken denken. Blöd ist nur, dass einem weder bei Lufthansa noch bei Phoenix diese Denke verbindlich bestätigen kann. Deshalb blieb der mitgenommene Wurstvorrat auf 4 Dosen hessischem Presskopf und Mettwurst beschränkt.
In Mailand ging es weiter per Bustransfer nach Genua. Bei der gut zwei stündigen Fahrt kamen wir an Örtchen vorbei, wo man erwarten konnte, dass sich jederzeit Don Camilo und Pepone auf dem Platz vor der alten Kirche begegnen könnten, die Kulisse absolut identisch wie in den alten Schwarzweiß-Filmen aus den 50er und 60er Jahren.
Auch das Einchecken im Hafenterminal in Genua ging schnell und problemlos von statten, wir wurden fotografiert und unser Konterfei wurde auf eine Bordausweis gedruckt, der uns ab sofort berechtigte, die Artania zu betreten.
Auf dem Schiff, am Ende der Gangway, begrüßte der aus der Fernseh-Doku-Soap „Verrückt nach Meer“ vielen bekannte Kreuzfahrtdirektor Thomas Gleiss die Neuankömmlinge herzlich mit dem Phoenix-Slogan: “Willkommen zu Hause“. Täuschte ich mich oder war es nur Zufall, dass er uns nicht begrüßte, sondern nur darauf hinwies, dass wir „da rechts beim Kollegen“, die Einlasskontrolle passieren könnten. Herr Gleiss ist in meinem Südamerikablog nicht so gut wegbekommen. Hat er etwa den Blog und insbesondere den entsprechenden Abschnitt gelesen? ( www.2015a.pehoelzer 12. Blogeintrag, 79. Reisetag ).
Dafür wurden wir ganz besonders herzlich von Caroline begrüßt, die auf der Südamerikareise unsere Kabinenstewardess war und uns sofort wiedererkannt hatte, als wir ihr zufällig über den Weg liefen. (Unser jetziger Kabinensteward ist Ruel).
Auch zwei Ehepaare, die wir von besagter Südamerikareise kannten, konnten wir „Guten Tag“ sagen. Ebenso begrüßte uns Frau Dr. Maurer, die Ärztin, die damals Doris‘ gebrochenen Arm zusammen mit ihren Kollegen Dr. Koller wieder zusammen getackert hatte.
Nach der obligatorischen Seenotrettungsübung, die sich wieder mal wie Kaugummi in die Länge zog, legte das Schiff gegen halb acht endlich ab. Grandiose Kulisse - Genua liegt in einem engen Talkessel und die Stadt zieht sich an den nahen Berghängen hoch und da es bereits dunkel ist, sorgen die Lichter für die entsprechende Stimmung bei der Ausfahrt.
Hinter uns die immer kleiner werdende Bucht von Genua, vor uns das offene Meer und die Gewissheit eine Fahrt um die gesamte Erdkugel vor sich zu haben - Gänsehaut!
Die Sachen aus dem Koffer ausgepackt und irgendwo in der Kabine verstaut, aber die Ordnung ist nicht optimal. Es wird noch Tage dauern, dass man die Sachen, die man des Öfteren braucht, auch gut griffbereit zu finden sind und sich nicht irgendwo ganz hinten im Schrank oder in der untersten Schublade (fast auf Fussbodenhöhe) verstecken.
Das Fitnessstudio hat sich auch nicht verändert und nach dem Frühstück wird geht es erst einmal auf das „Fahrrad mit Meerblick“.
Im "Jamaica Club", hinter diesem exotischen Namen verbirgt sich lediglich, das Spielezimmer, verfasse ich meine ersten Zeilen für den Blog. Im Spielezimmer trifft man sich hauptsächlich um Skat, Rummicub oder Ähnliches zu spielen. Der Vorteile dieser Location sind die normalen Stühle und Tische. Die anderen Gesellschaftsräume sind hauptsächlich mit Clubsesseln und Cocktailtischchen ausgestattet, für die Arbeit am Laptop also absolut ungeeignet.
Als ich also so vor mich hin arbeitete, sagte jemand zu mir: “Sie sind doch der Peter Hölzer.“. Der mir gänzlich unbekannte Herr nebst Gattin entpuppte sich als ein Leser meines Südamerikablogs und besagte Gattin verriet mir, dass er, der Gatte, öfters erst seht spät ins Bett gekommen sei, da er noch am Computer mit Blog-Lesen beschäftigt war.
Bin ich jetzt berühmt? Komm‘ ich jetzt ins Fernsehen? Sicher nicht! Aber es ist natürlich schön zu wissen, dass es dennoch Leute gibt, die sich für mein Geschreibsel interessieren.
Für den Abend wurde die erste Gala der Reise angesetzt. 18:00 Uhr: Shake Hands mit dem Kapitän, anschließend Sekt und Vorstellung der Offiziere, am Abend Galadiner. Über Galas hatte ich mich ja schon oft und ausgiebig in früheren Blogs ausgelassen, meist spöttisch und ironisch. Aber viele Menschen legen darauf großen Wert, schmeißen sich auch richtig in Schale und haben Freude daran. Und mit der Kölner Philosophie: „Jeder Jeck ist anders“ haben sowohl die Gala-Befürworter als auch die Gala-Verweigerer ihre Daseinsberechtigung.
Und wir selbst haben uns dem Anlass gemäß ordentlich gekleidet, am Abend in das Lidorestaurant begeben, ohne dass wir uns vorher vom Kapitän begrüßen haben lassen.
Beim Lido handelt es sich um ein Buffet-Restaurant. Es gibt dort dieselben Speisen wie im großen Restaurant, wo das Menü stilvoll serviert wird, nur eben per Selbstbedienung.
Seetage kann man ruhig angehen. Nach dem gemütlichen Frühstück ging es erst mal in den Fitnessraum. Ohne Zeitdruck war man dann bereit für den Höhepunkt des Tages.
11:oo Uhr „Weihnachtsfrühshoppen auf dem MS Artania Fischmarkt“.
Es ist wirklich nicht einfach, auf einem Kreuzfahrtschiff bei strahlendem Sonnenschein und Temperaturen von knapp 20 Grad weihnachtliche Stimmung zu verbreiten. Aber Frau Gleis-Wiedemann (Gattin vom Kreuzfahrtdirektor Gleis und Leiterin des Artania-Show-Ensembles) tat ihr Bestes. Im Schulterfreien Nikolauskleid sang sie wirklich gekonnt und mit Inbrunst „Best Of Christmas Songs“, angefangen von White Christmas über Rudolph The Red Nose Rendeer und Santa Baby war alles dabei, während Shrimps satt, diverse Fische, Matjes und Heringssalat angeboten wurde. Auch ein Doppelkorn war gratis, während der Glühwein mit 2,50 Euro zu Buche schlug, der aber wegen der milden Temperaturen nicht besonders zum Umsatz beitrug.
Eine beliebte Freizeitbeschäftigung auf Kreuzfahrtschiffen ist das Spiel „Bingo“. Man zahlt 5 Euro, erhält eine Karte voll mit Zahlen. Dann werden aus einer Art Lotto-Trommel nacheinander Zahlen gezogen, solange bis jemand genügend Übereinstimmungen mit den Zahlen auf seiner Karte hat. Derjenige ruft „Bingo“ es wird geprüft, ob die Zahlen tatsächlich übereinstimmen und dann hat man die Einzahlungen sämtlicher Mitspieler gewonnen.
Auch Doris wollte so die Urlaubskasse aufbessern, während ich wieder mit Blog-Schreiben beschäftigt war.
Nach der Bingo-Veranstaltung kam sie zurück und hatte doch tatsächlich einen Sonderpreis gewonnen, nämlich den für die schlechteste Bingokarte, d.h., die mit den wenigsten Treffern aus der gesamten Bingo-Community - eine Flasche Sekt (Hausmarke).
Der Abend verlief ohne weitere Höhepunkte. Zwar hätte mir heute ein Ständchen nach dem Abendessen zugestanden, dargeboten von musikalischen Kellnern mit gleichzeitiger Überreichung einer Torte, denn ich hatte Geburtstag (63.). Aber aus vielen Beobachtungen solcher Zeremonien wussten wir, dass es unmöglich ist, die Torte trotze Einladung aller erreichbaren Tischnachbarn vollständig wieder los zu werden, denn die meisten Leute haben nach einem reichlichen Dinner keine besondere Neigung mehr auf Buttercremetorte.