Mit dem Schiff einmal um die Welt
2016/2017 - Eine Kreuzfahrt mit der MS Artania
2 Tage auf See, das gibt mir Zeit, den Rückstand bei den noch fehlenden Berichten etwas zu verkleinern.
Der heutige Bericht fällt sehr kurz aus. Am Vormittag gab es wieder dem maritimen Frühschoppen. Selbiger scheint unweigerlich mit einem Galaabend verknüpft zu sein und zwar mit der Mittelgala. Der Galaabend besteht dann aus dem Galadinner (Bekleidungsvorschlag elegant) und einer Show des Artania-Show-Ensembles in der Atlantic-Show-Lounge.
Beim Galadinner stehen meist folgende Menüs zur Auswahl:
Das Rindfleisch wird im Lido-Selbstbedienungsrestaurant, wo wir immer speisen, an der Essensausgabe englisch, d.h. fast noch lebend, angeboten. Mittlerweile wissen wir aber, dass man sich seine Portion auch noch mal auf einer heißen Platte bis „medium“ oder „well done“ durchbraten lassen kann. Dadurch haben die Galaabende etwas von ihrem Schrecken verloren.
Der Nachmittag dieses Seetages wurde dadurch aufgepeppt, dass in der Kopernikusbar französische Crêpes mit Eis angeboten wurden
Für den späteren Nachmittag wurden dann noch die Gäste mit Gold- und Silberstatus zu einem Sektempfang in die Atlantic-Show-Lounge eingeladen. Diesen Status erhält man durch Buchung einer Balkonkabine (Silber) bzw. einer Suite (Gold).
Für Gäste aus der Holzklasse bleibt dann aber immer noch Harry’s Bar, wo sich Doris und ich ein alkoholfreies Weizenbier vor dem Abendessen schmecken ließen.
Schon früh um 7.00 Uhr machten wir im Hafen von Hambantota fest. Solch einen Hafen hatten wir auf der gesamten Weltreise noch nicht gesehen. Das Hafenbecken ist sehr groß, an den Piers können bestimmt 10 bis 15 Schiffe gleichzeitig festmachen. Aber außer zwei Containerkränen befindet sich auf dem weitflächigen betonierten Hafengelände absolut nichts. Außer uns lagen dort auch keine weiteren Schiffe. Das Ganze sieht nach einer riesigen Fehlinvestition aus.
Da der nächste Ort 10 Kilometer vom Hafen entfernt lag und wir schon am frühen Nachmittag für einen Ausflug antreten mussten, simulieren wir am Vormittag einfach Seetag.
Der gebuchte Ausflug, der um 12.45 Uhr losging, hatte den Titel „Elefanten im Udawalawe-Nationalpark“. Neben uns hatten noch 160 weitere Passagiere die Idee, auf Safari zu gehen. Mit 4 Bussen fuhren wir in einer guten Stunde zum Nationalpark. Wegen des morgigen tamilischen Neujahrsfestes waren die Straßen relativ leer, sonst hätte die Fahrt fast doppelt so lange gedauert.
Der Udawalawe-Nationalpark ist eine Region, die 1972 zum Naturschutzgebiet erklärt wurde.
Dort angekommen stiegen wir in Geländewagen um, je 6 Leute in einen Jeep. Allein die Phoenix-Truppe belegte knapp 30 Jeeps. Ob solch ein Auto-Korso die Elefanten nicht verschreckt und wir gar keine zu sehen bekommen? Aber das Gelände bestehend aus offenem Grasland und Wäldern ist mit seinen 30.000 Hektar (=300 km2) und den vielen Pisten groß genug, sodass sich die Fahrzeuge rasch verteilten.
Suchbild! Der Fahrer machte ein sogar Foto, auf dem man das Chamäleon sehen kann. Ich sehe auch hier nichts.
Als unser Jeep das erste Mal anhielt, war zwar kein Elefant zu sehen, aber ein Chamäleon, so behauptete zumindest unser Fahrer. Als er fragte, ob wir es gesehen hätten, antworteten wir wahrheitsgemäß, dass wir trotz genauer Lagebeschreibung nichts sahen. Also wiederholte der geduldige Fahrer, dass es sich am unteren Ende dieses Astes befände und deutete auf den Busch. Wir sahen immer noch nichts, denn Chamäleons passen sich ja farblich ihrer Umgebung an. Der Fahrer erklärte uns nochmals die Lage und wir sahen immer noch nichts. Um aus dieser Endlosschleife herauszukommen, beschlossen wir zu lügen und alle im Jeep riefen: "Oh ja, jetzt sehen wir’s.“. Das war das Zeichen für den Fahrer, den Motor wieder anzulassen und weiterzufahren.
Hoffentlich sind die Elefanten besser zu erkennen.
Nach mehreren Stopps bei denen wir etliche Bienenfresser (eine Vogelart), Pfauen, einen Leguan und einen Wasserbüffel zu Gesicht bekamen endeckten wir unseren ersten Elefanten.
Leider lugte nur sein Hinterteil aus dem Gebüsch. Das war aber kein Grund, die Fotoapparate ungenutzt zu lassen, es wurde viel und fleißig fotografiert. Zu Zeiten des 36er-Rollfilms, hätte man es sich bestimmt genauer überlegt, auf den Auslöser zu drücken.
Als das Tier sich dann doch aus dem Gebüsch bequemte und noch ein Junges im Schlepptau hatte, wussten wir, dass sich die Tour schon gelohnt hatte.
Es ist doch etwas anderes ein Tier in freier Wildbahn zu beobachten, als in einem Zoo oder Tierpark.
Die Dickhäuter zogen ganz nahe und ruhig an unserem Jeep vorbei, ohne dass sich ein Wassergraben oder Zaun zwischen dem Beobachter und den Tieren befindet.
Gut 2 Stunden dauerte die Jeep-Safari. Wir bekamen noch etliche Elefanten, teils in kleine Gruppen zu Gesicht. Ber schon allein die Fahrt über die holprigen Pisten war ein Erlebnis. Auf den Plätzen auf der Ladefläche des Jeeps konnte man gut sitzen und vor allem gut sehen. Wir hatten das Glück in der ersten der drei Zweierreihen zu sitzen, sodass wir eine gute Sicht sowohl nach vorn, als auch zu den Seiten hatten.
Wie man sich in dem Gewirr von Wegen und Pisten orientieren kann - ohne Navi und Hinweisschildern oder irgendwelchen markanten Punkten - bleibt mir ein Rätsel. Ein Hoch auf den Orientierungssinn unseres Fahrers. Dieser hat es immer wieder verstanden, so zu fahren, dass man möglichst wenig anderen Fahrzeugen begegnete.
Lediglich zum Schuss, an einem See mit dutzenden von Wasserbüffeln (und einem Krokodil) nahm die Verkehrsdichte wieder deutlich zu.
Volle Punktzahl für diesen tollen Ausflug! Und das Wetter war auch gut. Es blieb bedeckt, sodass die Temperaturen angenehm waren und man nicht so schwitzen musste. Mehr bleibt nicht zu sagen, ich hoffe die Fotos sprechen für sich.
Am Abend hatte man das Problem, von den 150 Elefantenfotos wenigsten 100 zu löschen. Das Löschen der Fotos, auf denen nur der Elefantenhintern zu sehen war, bereitete noch keine Probleme. Aber die anderen! Da tat jeder Klick auf das Papierkorbsymbol doch ein klein wenig weh.
In den Bars gibt es kein alkoholfreies Weizenbier mehr, es ist schlicht und ergreifend ausgegangen. Erst in Dubai soll es wieder Nachschub geben. Bei den derzeitigen Temperaturen von 30 Grad im Schatten bei hoher Luftfeuchtigkeit wäre tagsüber der Umstieg auf "richtiges" Weizenbier keine optimale Lösung.
Um 7.00 Uhr machten wir im Hafen von Colombo fest. Unser Liegeplatz war gut, es waren nur wenige Gehminuten bis zum Hafenausgang. Da hatte es die Queen Mary II, ein 5-Sterneschiff dass hier ebenfalls festgenacht weitaus schlechter, weil sehr weit vom Ausgang entfernt. Normalerweise ist es ja umgekehrt, dass wir nämlich am A… der Welt festmachen. Wir selbst haben 4 Sterne, das behauptet zumindest unser Kreuzfahrdirektor.
Da wir um 14.00 Uhr schon wieder ablegen, durfte man heute nicht allzu lange schlafe. Um 9.00 Uhr hatten wir bereits das Schiff verlassen, für unsere Verhältnisse erstaunlich früh.
Da wir vor vier Jahren auf unserer Kreuzfahrt hier schon einmal 2 Tage gelegen haben und sowohl alle Sehenswürdigkeiten (diverse Tempel, Schlangenbeschwörer und Edelsteinmanufaktur) mit dem Taxi und am zweiten Tag die Innenstadt zu Fuß abgeklappert hatten, konnten wir es heute locker angehen.
Im Reiseführer wurde die Uferpromenade erwähnt, die nicht allzu weit (ca. 3 Kilometer) vom Hafen entfernt ist. Dorthin wollten wir mit einem Tuk-Tuk fahren. Ein Tuk-Tuk ist eine dreirädrige Motorrikscha, vergleichbar mit einem Kabinenroller; die als Taxen fungieren. Das Geräusch des Zweitaktmotors erklärt den Namen Tuk-Tuk.
Nach dem Passieren des Hafenausgangs mangelte es nicht an Angeboten. Vielleicht 40 bis 50 Tuk-Tuks und deren Fahrer warteten auf Fahrgäste, besser bedrängten die potentiellen Fahrgäste und zwar heftig. Ein echter Spießrutenlauf begann, wie es zu erwarten war. Jeder wollte uns eine ein bis zwei-stündige Sightseeing-Tour verkaufen. anfangs für 20 US-$. Der Preis stabilisierte sich 50 Meter weiter auf 10 Dollar.
Von Passagieren, die gerade von einer Tour zurückkamen, erfuhren wir, dass sich am Ende einer Fahrt der Fahrpreis zunächst verdoppelt, weil der Fahrer behauptet, der ausgemachte Betrag ist für eine Person und nicht für die Fahrt mit zwei Personen.
Unser Begehren, nur zur Promenade gefahren zu werden, nahmen die Transportdienstleister zunächst nicht ernst.
Es war mühsam, den Fahrern klar zu machen, dass wir zur nur zur Promenade wollten und sonst nichts, sie wollten uns einfach nicht glauben. Irgendwann war dann doch einem der Fahrer klar, dass wir keine 2-stündige Rundfahrt für 10 Dollar machen sondern dass wir Art und Weise der Fahrt bestimmen. Der Preis tendierte von zunächst 5$ auf schließlich 2$ (unser Angebot). Vom Fahrer ließen wir uns noch einmal explizit versichern, dass dies ein Komplettpreis sei.
Natürlich war die Fahrt immer noch überteuert, denn Einheimische würden hierfür nur ein paar Cent bezahlen, aber das ist schon OK
Der zaghafte Versuch des Fahrers, wir sollten doch eine Rundfahrt machen, scheiterte erwartungsgemäß.
Wegen des heute und morgen stattfinden tamilischen Neujahrsfestes war auch hier wie gestern in Hambantota der Verkehr gering und in wenigen Minuten hatten wir unser Ziel erreicht, das Südende der Promenade am „Galle Face Hotel“, einem Kolonialbau, der zu einem Luxushotel saniert wurde. Wir zahlten den vereinbarten Preis und der Fahrer verabschiedete sich freundlich.
Die Promenade war eine einzige Enttäuschung, wahrlich kein Schmuckstück, eher trist, viel Beton, wenig Grün. Auch prominierente Einheimische, ein Bild, das wir gerne beobachten, gab es so gut wie keine. Von den vielen Verkaufsbuden waren die meisten geschlossen. War diese Tristesse vielleicht dem Feiertag oder nur der frühen Stunde (es war 10.00 Uhr) geschuldet?
Trotzig marschierten wir zurück Richtung Nord, zum anderen, in Hafennähe gelegenen Ende der Promenade. Beim besten Willen gab es nichts zu sehen oder zu erleben.
Einem alten Mann, der uns entgegenkam uns anbettelte, gaben wir ein paar Dollar und einem Apfel, den ich vom Frühstücksbuffet mitgenommen hatte.
Uns fiel noch eine Tafel am Rohbau eines Hochhauses mit der Aufschrift „China Harbor“ auf. Das deckte sich mit der Information der Phoenix Reiseleitung, dass Chinesische Investoren Sri Lanka mächtig unterwegs sind.
Es war heiß, sehr heiß - und schwül.
Auf halben Weg beschlossen wir, lieber zum Hafen zurückzufahren, anstatt zu laufen.
An der parallel zur Promenade verlaufenden Straße wollten wir ein Tuk-Tuk anhalten. Wir brauchten aber gar nicht aktiv zu werden, denn als wir noch 100 Meter von der Straße entfernt waren, hielt schon eines an. „We will pay 2 Dollars“ sagten wir fest und bestimmt und der Fahrer war damit einverstanden. So fuhren wir zurück zum Hafen.
Typischer Anfängerfehler, den wir gemacht hatten, denn der Fahrpreis von 2$ galt natürlich pro Person, meinte zumindest der Fahrer („2$ each!“). Wir hätten besser vorher betonen sollen, am besten drei- bis viermal, dass unser Preisangebot uns beide einschließt. Unsere Erklärung, dass 2$ mehr als genug seien, beeindruckte ihn nur wenig. Erst wurde er laut, dann wurden wir laut und ließen ihn dann einfach stehen und gingen. Damit war der Fall erledigt.
Es stellt sich jetzt die akademische Frage, wer wen betrogen/übervorteilt hat bzw. betrügen/übervorteilen wollte. Ich sehe das mittlerweile so, dass das Verdoppeln des ausgehandelten Fahrpreises bei Ausländern, die ja alle scheinbar im Geld schwimmen, hier eine übliche, aber keineswegs verwerfliche Methode ist, die machmal klappt und manchmal eben nicht.
Das ist keine Frage der Moral, sondern ein in ihren Augen legitimer Versuch, im täglichen Überlebens- und Konkurrenzkampf, einen Goldesel anzuzapfen, den so etwas sowieso nicht schmerzt. Was ist daran verwerflich?
Dies ist mit unseren westlichen Vorstellungen von Fairness, Worthalten und Vertragstreue natürlich nicht ganz einfach in Einklang zu bringen.
Zwei Welten prallen aufeinander - und so entsteht Ärger.
Um 9.30 Uhr kam der Lotse an Bord, um den Kapitän bei der Einfahrt in den Hafen zu unterstützen.
Kochi ist eine größerer Stadt mit 600.00 Einwohnern an der westlichen Seite der Südspitze Indiens.
Vor dem Landgang stand diesmal ein sogenannter Facecheck, eine Pass- und Visumkontrolle durch indische Behörden an, die hierzu aufs Schiff kamen. Dieser Check ging zum Glück und entgegen der Befürchtungen der Reiseleitung sehr schnell, sodass wir um 11.30 von Bord gehen konnten.
Viele Mitreisende hatten sich gar kein Visum besorgt, weil die Kosten von 135 Euro pro Stück doch recht happig waren und blieben des halb an Bord.
Unsere Visa Waren um 50% preiswerter, da wir sie nicht über den von Phoenix vorgeschlagenen Dienstleister bezogen hatten, sondern sie uns direkt bei der indischen Botschaft in Frankfurt besorgt hatten.
Wir lagen vor 4 Jahren bereits schon einmal in Kochi, damals sogar für volle zwei Tage, sodass wir die wichtigsten touristischen Stellen schon besucht hatten.
So wollten wir uns diesmal in das Abenteuer stürzen und mit einer Fähre in die Altstadt zu fahren, statt mit einem Tuk-Tuk den 5 Kilometer langen Umweg über eine Brücke zu nehmen; Kochi besteht nämlich aus einer Reihe Inseln und Halbinseln.
Aber zuerst mussten wir uns unseren Weg durch die Tuk-Tuk und Taxifahrer kämpfen, um zu den drei- bis vierhundert Metern entfernten Bootsanlegern zu kommen. Dort war aber nichts, weder Mensch noch Fähre. Ein einzelner Tuk-Tuk-Fahrer, der uns nachgefahren war, erklärte, heute sei ein Hindu-Feiertag und da würden hier und heute die Fähre nicht fahren.
Ihm glauben oder eine noch Weile warten?
Kurzum, wir machten dann doch eine Tour mit ihm, nicht ohne ihm einzuschärfen, dass er uns zu keinen Geschäften fahren soll, weder Kunsthandwerk, noch Schmuck, noch Teppiche oder hochwertige Textilien.
Der Preis 5$, bei genauerer Nachfrage 5$ pro Person, für mindestens 3 Stunden war in Ordnung. Die Attraktionen, die er mit uns anfahren wollte, waren dieselben wie schon vor vier Jahren, Wäscherei, Franziskaner Kirche, Hindutempel, Gewürzmarkt, chinesische Fischernetze etc.
Interessanter als die meisten dieser Ziele (man ist irgendwann doch touristisch gesehen satt) war die Fahrt selbst durch kleine Sträßchen, wo es bunt und quirlig zuging.
Eine Reihe dieser Kunstobjekte nahe der Promenade machten auf die Verschmutzung der Meere mit Plastikmüll aufmerksam
Bei einem Stopp an einer Uferpromenade, beschlossen wir, hier etwas herumlaufen wollen. Unser Fahrer konnte solange Pause machen, bis wir wiederkommen.
An dem kleinen Strand und der Promenade selbst brodelte das indische Feiertagsleben. Man ging spazieren, die Frauen in ihren farbenprächtigen Saris, kaufte sich frische Früchte an einem der mobilen Verkaufsständen oder ging mit den Füßen ins Wasser und hatte Spaß, wenn eine große Welle mehr als nur die Füße nass machte.
Obwohl das Shirt dieses jungen Mannes ähnich farbig ist wie die Saris der einheimischen Frauen, ist er dennoch eindeutig als Tourist zu erkennen. Woran mag das liegen?
Sowohl am Strand als auch auf der Promenade selbst waren wir die einzigen Touristen. Das änderte sich allerdings nach einigen hundert Metern. Es gab plötzlich Sonnenbrillen und Kühlschrankmagnete zu kaufen, ein untrügliches Zeichen für touristisches Aufkommen. Kein Wunder, wir näherten uns den berühmten chinesischen Fischernetzen, eine aus langen und schweren Holzbalken bestehende Konstruktion, mit denen vom Ufer aus ein großes Netz ins Wasser gesenkt und wieder angehoben werden kann.
Die Ausflugsbusse von der Artania ließen auch nicht lange auf sich warten und nach einem kurzen Hallo mit einigen Reisebekanntschaften kehrten wir um, zurück zu unserem Tuk-Tuk, nicht ohne zuvor noch einige Fotos von und mit Einheimische zu machen.
Das nächste Ziel sollte ein Spice Market, ein Gewürzmarkt sein. Vor vier Jahren hatte man uns unter diesem Tagesordnungspunkt zu einem kleinen Lädchen gefahren, wo wir dann überteuertes, aber zugegebenermaßen vorzügliches Curry gekauft hatten. Deshalb fragten wir lieber noch mal nach, was uns erwarteten würde und man sicherte uns einen echten Markt mit mehreren Verkaufsständen zu. Daraufhin fuhren wir zu einem Gebäude, wo in früheren Zeiten einmal Ingwer verarbeitet wurde, wie der Tuk-Tuk-Fahrer zu berichten wusste. Den Gewürzmarkt erreichten wir über eine morsche Treppe, die zum Dachboden dieses Gemäuers führte. Dort residierte ein Kaufmann, der viele Sorten Tee, Gewürze und Nüsse in seinem Angebot hatte. Zwar waren hier nicht die zugesicherten verschiedene Stände mit verschiedenen Händlern zu finden, aber doch zumindest drei verschiedene Tische, mit den unterschiedlichsten Sachen.
Man bot uns verschiedene Tees zum Probieren an und wir entschieden uns für einen der recht scharf, aber dennoch schmackhaft war und wie man uns erklärte, gegen alle möglichen Leiden und Wehwehchen helfen würde. Es handelte sich dabei um ein Kräuterextrakt, bei dem ein Teelöffel für 7 Tassen reichen sollte. Somit würde die in einem Plastikbeutel eingeschweißte Menge für 350 Tassen reichen, wie uns der Verkäufer stolz erklärte.
Schau’n wir mal, ob das alles so stimmt. :-)
Jetzt wollten wir wieder zurück zum Schiff. Bevor wir losfuhren, begann der Fahrer um irgendetwas zu bitten, wovon wir lediglich „nur 5 Minuten“, „Giftshop“ (engl. Geschenkeladen) „etwas zu Essen“ und „Plätzchen für seine Kinder kaufen, weil Feiertag ist“ verstanden hatten. Wegen der Vokabel „Giftshop“ läuteten bei uns sämtliche Alarmglocken.
Da wir vereinbart hatten, keine Rundreise durch die diversen Shops zu machen, bestanden wir auf direkter Fahrt zum Hafen. Ein resigniertes: „OK, OK“ des Fahrers war die Reaktion. Als wir dann doch genau vor dem Eingang eine Geschäfts anhielten, in dem wir damals schon mal mehr oder weniger zwangsweise reingeschickt wurden, mussten wir noch mal unser Veto einlegen.
Am Hafen zahlten wir den vereinbarten Preis plus 5$ Trinkgeld. Aber statt eines erfreuten „Thank you“ wurden weitere 5 Dollar erbeten, allerdings nicht gefordert. Und wieder kamen die Kinder, der Feiertag und die Cookies zur Sprache, wobei er mit Dackelblick, Daumen Zeige- und Mittelfinger zum Mund führte, eine internationale Geste für Hunger.
Das brachte mich auf die Idee, ihm anzubieten, unsere restlichen Vorräte an Betthupferln zu übernehmen. Er war nicht abgeneigt. Ich holte die Schokoladentäfelchen aus unserer Kabine. Auch mit der Flasche Sekt, die ja Alkohol enthält, hatte er keine Probleme und nahm sie entgegen. Ein letzter zaghafter Versuch, damit ich doch noch 5 Dollars herausrücke, blieb erfolglos. Aber ich wurde nicht beschimpft, sondern freundlich per Handschlag verabschiedet.
Resümee: Der Spaziergang am Wasser war super, denn hier gab es dauernd etwas zu sehen oder zu bestaunen und es war einfach nur schön.
Um 17.00 legten wir wieder ab. Wir kamen nochmal an der sehr langen Strandpromenade vorbei, an der wir an Nachmittag zumindest einen kleinen Teil abgeschritten hatten. Sie war schwarz vor Menschen. Und da es mittlerweile schon dämmerte, konnte man an den hellen Displays der Smartphones erkennen, dass unzählige Selfies mit der Artania als Hintergrund angefertigt wurden.
Am Abend fand die 6. Gästeshow dieser Reise statt, wer will der darf auf die Bühne. Ich wollte weder auf noch vor die Bühne, sondern trank in Harry’s Bar ein Kölsch, denn das "alcfree" Weizen ist ja aus.
In der Kabine war bereits der Osterhase gewesen und. Mal sehen wem wir die beiden großen Schokohasen übereignen werden.
Auch in den Restaurants war der Osterhase nicht untätig gewesen. Auf jeden Tisch befand sich ein aus einem Hefezopf geformtes Nest mit allerlei Schokosachen. Außerdem waren überall Nester mit bunten hartgekochten Eiern innerhalb hübscher Dekoration und Osterensembles bereitgestellt, aus denen man sich bedienen konnte. Man hatte sich wirklich Mühe gegeben.
Um 7.00 Uhr machten wir in Mumbai fest und schon bald danach kamen wieder die Behörden an Bord um einen erneuten Facecheck vorzubereiten.
Wir waren diesmal eine der Ersten, die sich kurz nach acht checken ließen, denn wir hatten ja in Mumbai einen Termin.
Bereits von zu Hause aus hatten wir eine private Tour mit Fahrer und Führer gebucht, die am Hafenausgang auf uns warten würden. Und da es egal ist, ob an dieser Tour 1,2,3 oder 4 Leute teilnehmen, hatten wir die Schiffsärztin Dr. Maurer und den 2. Kreuzfahrtdirektor Jörn Hofer eingeladen, mit uns auf Tour zu gehen. Dr. Maurer hatte vor 2 Jahren zusammen mit ihrem Kollegen Dr. Koller auf der Artania Doris‘ gebrochenen Arm wieder zusammengetackert. Dr. Maurer hatte leider Dienst, sodass wir nur zu dritt losmarschierten. Es war wahrscheinlich zum ersten aber auch zum letzten Mal, dass Doris die erste vom ganzen Schiff war, die an Land ging.
Am Hafenausgang stießen wir schnell auf unseren Führer vom Tourenveranstalter „Reality Tours & Travel“ der uns begrüßte und zum Fahrzeug führte. Das Besondere an dieser Tour war, dass sie auch einen längeren Gang durch Dharavi, einen der größten Slums von Bombay, beinhaltete.
Heute am Sonntag spielt halb Mumbai Kricket, gerade da wo Platz ist, z.B. auch in der ruhigen Seitenstraße am Hafen, wo wir unser Fahrzeug bestiegen. Aber auch in öffentlichen Parks und Anlagen wurde jeder Quadratmeter für diesen indischen Nationalsport genutzt, dessen Regeln sich dem Fußball erprobten Zuschauer nicht erschließen.
Unseren ersten Stopp legten wir am bekannten Gateway of India ein,eine Art Triumphbogen am Meer am Ende eines großen Platzes.
Hier strömen In- und Ausländische Touristen gleichermaßen hin. Hier lässt man sich von einem der vielen Fotografen ablichten. Einmal mit dem Gateway im Hintergrund und einmal mit dem Taj Mahal Palace, ein Prunkhotel der Luxusklasse, das 1903 eröffnet wurde.
Nach dem Fotografieren packt der Fotograf aus seinem Rucksack einen kleinen Drucker raus und druckt die Fotos in einer erstaunlich guten Qualität.
Die nächste Station war der prunkvolle Bahnhof Victoria Station, wo an Werktagen 3 Millionen Menschen „umgeschlagen“ werden. Am heutigen Sonntag war es hier aber sehr ruhig.
Weiter ging es zur nahegelegen riesigen „open air “Wäscherei Dhobi Ghat, wo per Hand in Betonbecken die Wäsche der Hotels und Hospitäler von Mumbai gewaschen wird - auch am heutigen Sonntag.
Die Bahnlinien von der Victoria Station, die durch die Stadt laufen, sind durch Mauern abgegrenzt. An diesen Mauern leben viele Obdachlose, meist unter provisorisch angebrachten Planen untern denen ein wenig Hausrat verstaut ist.
Nächster Stopp: Blumenmarkt.
Wenig Blumen, aber Unmengen von Blüten werden hier gehandelt. Aus den Blüten werden Kränze und Girlanden geflochten, die bei religiösen Zeremonien und Hochzeiten zum Einsatz kommen
Bevor wir unseren Gang durch den Slum Dharavi antraten machten wir Rast in einer kleinen modernen sauberen Cafeteria, um einen Kaffee zu trinken und die Toilette zu benutzen. Die Kaffeepreise dort konnten mit denen am Frankfurter Flughafen durchaus mithalten, aber Kaffee und WC waren OK..
Den Dharavi Slum darf man sich nicht als wilde, illegal errichtete Blechhüttenkolonie am Stadtrand vorstellen. Dharavi war nicht immer ein Slum und ist so alt wie das restliche Mumbai und war ursprünglich eine Fischersiedlung. Mit der Trockenlegung von Wasserflächen, verloren die Fischer ihre Existenzgrundlage. Indische Migranten, meist aus dem Norden, die sich im damaligen Bombay Arbeit und bessere Lebensbedingungen erhofften, oft aber nicht fanden, landen hier, sodass aus der ehemaligen Siedlung ein Slumgebiet wurde. Da Mumbai größer und größer geworden ist, liegt Dharavi jetzt zentral mitten in der Stadt.
Heute werden hier große Mengen Plastikmüll gereinigt, geschreddert und eingeschmolzen, allerdings häufig unter gesundheitsschädlichen Arbeitsbedingungen.
Auch haben wir eine Schmelze gesehen, ein kleiner Raum, wo aus Schrott Aluminiumbarren recycelt werden, verbunden mit Rauch und Hitze. Kein schöner Arbeitsplatz.
Auch Lederverarbeitung ist ein wirtschaftliches Standbeinchen. Man versucht zurzeit durch Herstellung exklusiver Lederartikel, wie Taschen und Jacken unter dem Label „Dharavi“ in den Markt zu kommen.
Die Fladen werden getrocknet und sind ein beliebter "Appetizer" (Vorspeise), wie unser Guide zu berichten wusste
Unser Touranbieter REALITY Tour & Travel engagiert sich, um die Bedingen in Dharavi zu verbessern, indem Teile des Gewinns in Bildungsprojekte investiert werden und damit eine gewisse Vertrauensstellung in Dharavi. Auch rekrutieren sich deren Führer, Fahrer und sonstige Beschäftigte aus (ehemaligen) Slumbewohnern.
Vor Betreten des Slums wurden instruiert auf keinen Fall zu fotografieren, damit die Privatsphäre der dort lebenden Menschen geschützt bleibt. Dieses Instruktion ist Teil des sozialen Konzepts von REALITY Tour & Travel .
Als wir schließlich den Slum betraten, wurden wir durch enge (2 Meter breite) und sehr enge Gassen (1 Meter Breite) geführt, schauten in die verschiedenen Werkstädten, in denen auch Maschinen standen, z.B. Schredder, die mehrere Tausend Euro gekostet haben.
Wir klettern über steile Treppen auf ein Dach, um auf ein Meer von Wellblechdächern zu blicken.
Die Wohnungen sind meist um die 25 m2 klein, zwar mit Wasser und Strom, aber in der Regel ohne Toiletten. Es gibt lediglich eine Reihe öffentlicher Toiletten, die die Menschen benutzen können bzw. müssen.
Rund um die Produktionsstätten hat sich ein Gewirr von kleinen Geschäften und Dienstleistern, wie z.B. Friseure und Büglern gebildet. Hier durfte ich mit der Erlaubnis unseres Führers ein paar „random pictures“, also aus der Hüfte geschossene Zufallsbilder machen.
Die anderen Fotos stammen von REALITY Tour & Travel selbst und sind entweder Downloads von deren Homepage oder von Bildern, die sie auf Flickr zur Verfügung stellen.
Wir hatten erwartet, dass unser Weg durch Dharavi von Gestank begleitet wird. Das war aber nicht der Fall!
Die Schätzungen, wie viele Menschen hier, leben schwanken zwischen 350.000 und einer Million. Die jährliche Wirtschaftsleistung liegt bei umgerechnet 750 Millionen bis 1 Milliarde Euro. Das bedeutet pro Kopf ein durchschnittliches Jahreseinkommen zwischen 1000 bis 2000 Euro, also monatlich zwischen 85 und 170 Euro und das bei einer Arbeitszeit von 12 Stunden am Tag bei 6 Tagen in der Woche. Dabei werden die Träger der Säcke mit dem Plastikmüll wahrscheinlich weniger verdienen als die Müllsortierer und die wiederum weniger als die Besitzern der Maschinen, die ja wiederum die Kredite für ihre Anlagen zurückzahlen müssen. So richtig wohlhabend wird hier niemand.
Der Staat mehrere Wohnblocks in der Nähe von Dharavi gebaut, um die Leute zu bewegen dorthin zu ziehen. Sie könnten dort kostenlos wohnen. Aber das Angebot wird nicht angenommen. Die Menschen brauchen, um existieren zu können, die Infrastruktur, die Handwerksbetriebe und die sozialen und geschäftlichen Kontakte, um existieren zu können. Allein in einer schöneren Wohnung haben sie keine Perspektive. Dharavi ist wie ein gigantisches Uhrwerk, unzählige winzige Rädchen greifen irgendwie ineinander und halten das System am laufen.
Nach dem Besuch von Dharavi fragte unser Führer, ob wir irgendwo etwas zu Mittag essen wollten. Das wollten wir lieber nicht. Ich kaufte mir aber an einem Obststand ein paar Minibananen. Die kann man essen, ohne Verdauungsprobleme wegen ungewohntem Essen oder mangelnder Hygiene bei der Zubereitung zu bekommen.
Der Rest des Tages ist schnell erzählt.
Wir wollten am Haus, in dem Mahatma Gandhi eine Zeitlang gelebt und gearbeitet hat und heute ein Museum ist, zumindest kurz anhalten, um ein Foto machen. Als wir gerade einparkten, strömten zwei Busladungen Phoenix-Ausflügler auf das Museum zu. „Gib Gas“ riefen wir unserem Fahrer zu und deshalb fehlt ein Foto in diesem Bericht.
Der Jain-Tempel und ein kleiner Hindutempel lagen auch noch auf der Strecke, aber mit der Zeit wird man doch etwas tempelmüde.
Aber interessant war noch ein besonderes Einfamilienhaus, das uns unser Führer zeigte. Hier wohnt der Besitzer eines großen indischen Mischkonzerns mit seiner Frau und seinen Kindern. Das Gebäude hat 2 Milliarden US-Dollar gekostet, hat geschätzte 20 Stockwerke, mit Kino, Theatersaal und und und … 600 Bediensteten kümmern sich um Haus und Hof.
Ein klassisches Beispiel von Größenwahn und Dekadenz
Den Abschluss unserer Tour bildete der Besuch eines Marktes, wo wir noch etwas Curry und Paprika kauften.
Um halb sechs waren wir auf dem Schiff zurück, doch ziemlich kaputt, aber voller Eindrücke, über die man noch lange nachdachte und grübelte.