Mit dem Schiff einmal um die Welt
2016/2017 - Eine Kreuzfahrt mit der MS Artania
Melbourne ist mit 4,5 Millionen Einwohner die zweitgrößte Stadt in Australien. Die Kernstadt selbst hat zwar „nur“ 71.000 Bewohner, aber die Stadt erstreckt sich über fast 10.000 km2, das ist ein Quadrat von 100 km x 100 km, also außerordentlich großflächig.
Dass unsere Anlegestelle knapp 10 Kilometer vom Zentrum entfernt lag, bedeutete letztlich, dass wir genau genommen sehr zentral lagen.
Die Frage, ob wir uns ein Hop-On-Hop-Off-Busticket (25 AUD) zulegen oder eine Tageskarte (15 AUD) für die öffentlichen Verkehrsmittel kaufen sollten, wurde zugunsten der Öffentlichen entschieden. Nicht wegen des Preises, sondern bezüglich gesicherter Aussagen der Abfahrtszeiten und der Hoffnung, mit dem Liniennetz zurecht zu kommen. /p>
War einmal ein Bumerang;
War ein Weniges zu lang.
Bumerang flog ein Stück,
Aber kam nicht mehr zurück.
Publikum – noch stundenlang –
Wartete auf Bumerang.
(Joachim Ringelnatz)
Mit einer Straßenbahn fuhren wir zur Elizabeth Street, um uns von dort aus weiter zum Queen Victoria Markt durchzuschlagen.
„Ein echtes Erlebnis; neben Lebensmitteln ist auch Kleidung, Kunsthandwerk und vieles mehr geboten; geöffnet 6 - 14 Uhr“,
so zu lesen in der Landgangsinformation von Phoenix.
Beim Ausstieg aus der Tram stießen wir auf Tourist-Volunteers, das sind ehrenamtliche Helfer, die Fragen von Touristen beantworten. Eine dieser Helferinnen riet uns ab, mit einer Bahn weiterzufahren, wir sollten lieber zum Queen Victoria Markt laufen.
Also liefen wir den 30 minütigen Weg, den man uns als kurze Strecke beschrieben hatte, bis wir endlich am Markt ankamen. Auf diesem Weg bekam man jedoch einen ersten Eindruck von der der Stadt. Sie ist ganz anders, in unseren Augen nämlich schöner als Sydney. Ein Mix aus modernen und alten Gebäuden, Geschäfte für „normale“ Einkäufer und nicht nur Schicki-Micky-Läden machten die Innenstadt lebenswerter.
Interessant ist auch die Tatsache, dass man hier in einem etwa 2 km x 2 km großen Bereich in der Innenstadt die Straßenbahn und Bus kostenlos benutzen kann.
Den in der Tat sehr großen Markt mit mehreren Hallen und Marktgebäudeselbst durchstreiften wir nur stichprobenartig und waren in einer halben Stunde durch. /p>
Als viel interessanter stellte sich ein Laden mit seinen teilweise skurrilen Artikeln in der Nähe des Marktes heraus. In dem Sortiment von Halloween-, Party-, und Scherzartikel, Faschingskostüme und Haushaltswaren gab es eigentlich nichts, was es nicht gab.
Eine kleine Seitengasse mit gekonnten großflächigen Graffitis stellte für uns eine weitere Sehenswürdigkeit dar, die in keinem Reiseführer beschrieben ist
Auf einem Rundkurs um die City verkehrte eine (natürlich kostenlose) historische Straßenbahn, mit der wir auch fahren wollten. Das wollten unzählige andere Touristen aber auch. So fuhren wir in einer heillos überfüllten Bahn in die Flinders Street am Ufer des Yarra River. Sightseeing funktionierte während der Fahrt nicht so richtig, aber die Informationen vom Band verrieten wenigstens, was man hätte sehen können.
Das Mittagessen nahmen wir in eine Bäckerei ein, wie gewohnt einen Donat für Doris und für mich Würstchen im Schlafrock, bevor wir die nächsten Sehenswürdigkeiten in Angriff nahmen, wie z.B. die Kathedrale und den Bahnhof.
Auf der Terrasse einer Snackbar am Ufer des Yarra Rivers ließen wir den Nachmittag ausklingen ehe wir zurück zum Hafen zur Artania fuhren.
Wir fahren an der australischen Südküste und wollen morgen früh Adelaide erreichen.
Der heutige Seetag verlief ohne große Ereignisse.
Doris verbrachte eine geraume Zeit im Waschsalon der Artania. Falls es interessiert: Eine Maschine Wäsche kostet 3 Euro (Waschpulver inklusive), die Benutzung von Trocknern und Bügeleisen ist frei.
Ich nutze den „freien“ Vormittag, um die letzten Texte und Bilder im Blog einzubauen. Am Nachmittag geht der 10. Blogeintrag online.
Der Abend bot einen kulinarischen Höhepunkt. Eine von zu Hause mitgebrachte Dose hessischer Presskopf krönte unser Dinner im Lido-Restaurant.
Nach dem Essen besuchten wir die heutige Show in der Atlantic Lounge. Armin Fischer, seines Zeichens Pianist, brachte Humor und Klavierspiel auf einen Nenner. Wir haben Tränen gelacht.
Normalerweise statten wir den Shows nur mal eine kurze Stippvisite ab.
Die meisten Abende bestreitet das Artania-Skow-Ensemble, eine Gruppe von sehr talentierten Sängerinnen, Sänger, Tänzerinnen und Tänzer.
Meist präsentieren sie Oldies, Schlager, Popsongs und Musicalstücke oder führen Mini-Musicals auf, leichte Unterhaltung eben, aber nichts, was uns für eine Stunde, solange dauern die Programme immer, fesselt.
Auch die eingeflogenen Künstler, die einen Reiseabschnitt an Bord bleiben, und in der Regel zwei Abende gestalten, locken uns nicht in ihre Shows, egal ob Bauchredner, Zauberer, Sänger, Geiger.
Wie gesagt, mal eine viertel Stunde hinten im Saal an einem Bistrotisch stehend, das genügt uns.
Es gibt ganz selten etwas, was man nicht schon in irgendeiner Art und Weise auf früheren Reisen gesehen hat.
Aber es gibt ab und an mal Ausnahmen, so wie heute.
Wir machten an der Pier im Hafen mit dem vielversprechenden Namen „Outer Harbor“ fest. Und in der Tat, die Entfernung von Outer Harbor in die City beträgt knapp 20 Kilometer. Aber halb so schlimm, es verkehrt alle halbe Stunde ein Zug ins Zentrum. Die Haltestelle ist nur 500 Meter vom Hafenterminal entfernt.
Obwohl in Australien normalerweise alles sehr teuer ist, kostete die Tageskarte für den Großraum Adelaide nur 10 AUD (ca. 7 Euro).
Wir lassen uns etwas Zeit und fahren erst um 10:30 Uhr los, in der Hoffnung, dass die große Masse der sogenannten „privaten“ Landgänger zu diesem Zeitpunkt die Züge nicht mehr verstopfen. Die Phoenix-Ausflügler sind hierbei unkritisch, die fahren ja mit Bussen.
Unsere Rechnung ging auf und wir fuhren in einem halbleeren Zug in einer 40-minütigen Fahrt nach Adelaide Central Station. Die Hinfahrt war einfach. Vom Hafen fuhr nur eine Linie hierher, da kann man nichts falsch machen. Bei der Rückfahrt musste man dann schon etwas aufpassen, den richtigen Zug zu erwischen. Als wir uns dementsprechend versuchten schlau zu machen, kam unaufgefordert ein Bediensteter auf uns zu, erkannte sofort unsere Absicht und zeigte uns wo die Tafel mit den „Departures“, den abfahrenden Zügen zu finden ist. Toller Service!
Mit dem Stadtplan in der Hand starteten wir unserer Tour. Gleich hinter dem Bahnhof, am Fluss Torrens, lagen das Casino, Convention Center und Festivalcenter, alles Gebäude, die im Stadtplan als sehenswert verzeichnet waren. Und so erfüllten wir brav unsere touristische Pflicht.
Unser weiterer Weg führte uns zum großen Kriegerdenkmal. Australien liegt zwar am „Ende der Welt“, schickte aber in den 1. und 2. Weltkrieg, in den Koreakrieg, in den Vietnamkrieg und diversen anderen Kriegen Soldaten, weil es mit Großbritannien verbandelt war und ist.
Vorbei am alten und neuen Parlamentsgebäude bogen wir ab in die Rundle Mall, eine belebte Fußgängerzone. Im Rahmen eines Kleinkunstfestivals war auch hier eine kleine Bühne aufgebaut, auf der sich diverse Künstler im 15-Minuten-Takt präsentieren konnten.
Eine bemerkenswerte Gruppe - die String Family (zu Deutsch etwa: Familie der Saiten) - fesselte meine Aufmerksamkeit. Mutter (Geige) und Vater (Cello) mit Tochter (Geige) und Sohn (Cello) machten Musik, da ging aber die Luzie ab. Wie man mit so „langweiligen“ Instrumenten eine so fetzige Musik machen kann ist schon toll.
Die 4 Stücke, die sie spielten:
Dann waren die 15 Minuten der String Family vorbei. Ich würde mir mehr von Künstlern dieses Kalibers auf der Artania wünschen.
Unser nächstes Ziel war der Vorort Glenelg, ein Ferienörtchen mit Strand, dessen Besuch uns in der Phoenix-Landgangsinformation empfohlen wurde. Um dorthin zu kommen, nutzen wir wieder die Straßenbahn, die ungefähr 30 Minuten brauchte.
Da zum einen schon den ganzen Tag ein sehr kräftiger Wind blies und außerdem die Badesaison vorbei war, schließlich ging es hier schon strack auf den Herbst zu, war das Strandleben sehr übersichtlich.
Ein Indoor-Vergnügungspark war leider schon geschlossen. Mit dem Nostalgiekarussell mit Dampforgel und den Karussellpferden wären wir mit Sicherheit gefahren. Das Riesenrad war zwar nicht in dem Gebäude mit dem Karussell, dem Autoskooter und anderen Vergnüglichkeiten untergebracht, sondern wegen seiner Größe outdoor angesiedelt, aber dennoch außer Betrieb.
So blieb Doris nur noch das kleine Trampolin, das, da fest installiert, Sommers wie Winters genutzt werden kann.
Mehr als einen Kaffee trinken und sich ein paar Geschäfte anschauen konnte man hier nicht. Das einzig Erwähnenswerte war der deutschsprechende ägyptische Bäcker.
So fuhren wir mit der Tram zur Central Station, ein Kopfbahnhof, nach Adelaide zurück.
Bevor wir von hier zum Hafen zurückkehrten, erregte eine Art Bildschirmwand unsere Aufmerksamkeit. Man wurde von einer Kamera aufgenommen und als „Lichtgestalt“ auf der Wand abgebildet.
Die Abbildung erinnerte stark an die Frogs aus der Fernsehserie „Raumpatrouille - Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes Orion“.
Nachdem jeder Mal mit entsprechenden Verrenkungen die Bildschirmwand ausprobiert hatte, wurde anhand der großen Anzeigetafel Abfahrtzeit und Bahnsteig der Bahn nach Outer Harbor ermittelt; - gelernt ist gelernt - Abfahrt 18:12 Uhr, Bahnsteig 5, wo ist das Problem.
Das Problem war am Bahnsteig 5 selbst, denn dort wurde eine Abfahrtszeit von 18:15 Uhr und irgendein anderes, uns unbekanntes Ziel, angezeigt. Auch andere Mitreisende von der Artania, die am Bahnsteig 5 eingetroffen waren, waren leicht verunsichert. Leider war weit und breit jetzt kein Bahnbediensteter zu erblicken , den man hätte fragen können, - man fühlte sich fast wie zu Hause bei der Deutschen Bahn AG.
Woran erkennt man in mitten in der Stadt einen Artania-Passagier?
Antwort: An der grünen Phoenix-Tasche!
Diese Tasche hat jeder Passagier bei Reiseantritt in seiner Kabine vorgefunden und sie wird gerne und häufig bei den Landgängen genutzt.
Ich selbst bleibe lieber bei meinem alten Rucksack.
Also wurde gemeinsam mutig beschlossen, dass dies der richtige Zug sein müsse. Ein Ehepaar stieg gleich hinten in den Zug. Aus unerfindlichen Gründen zog der Rest des kleinen Grüppchens weiter nach vorn. Dort löste sich auch die Irritation auf. Auf dem Bahnsteig standen 2 Züge, der Hintere nach Irgendwo, der Vordere um 18:12 Uhr nach Outer Harbour, wie eine weitere Anzeigetafel versprach.
Nur noch 2 Minuten bis zur Abfahrt, aber gerade noch Zeit genug, dass ich im Sauseschritt noch einmal zurücklaufen konnte, um das falsch eingestiegene Ehepaar aus den Zug nach Irgendwo über unsere neuesten Erkenntnisse zu informieren.
Da die Artania heute erst sehr spät, nämlich um 23:00 Uhr ablegen sollte, wäre es trotz eines Ausflugs nach Irgendwo sicher noch möglich gewesen, das Schiff zu erreichen. Aber zumindest das Abendessen auf dem Schiff hätten die Herrschaften sicherlich verpasst.
Die Känguru-Insel (englisch Kangaroo Island) ist nach Tasmanien und der Melville-Insel mit 4405 Quadratkilometern die drittgrößte Insel Australiens. Sie liegt 112 Kilometer südwestlich von Adelaide im Gulf Saint Vincent im Bundesstaat South Australia. (Quelle: Wikipedia)
Wir ankerten in der Nähe des 500-Seelendorfes Penneshaw wohin wir gegen 9:30 Uhr tenderten.
Im Tenderboot berichtete eine „wissende“ Dame, dass es hier nichts gäbe und es unerklärlich sei, wieso wir hier überhaupt Station machen.
Der kleine Ort selbst hatte sich auf unsere Ankunft gut vorbereitet.
Auf dem Football-Platz hatten sie einen kleinen Markt aufgebaut.
Hier buhlten dem neben dem üblichen Kunsthandwerk, ein Heilkräuter-Guru, ein Folksänger, ein Bratwurststand, ein Jongleur, ein indischer Bongotrommler und eine Organisatin, die sich um heimische Raubvögel kümmert um unsere Aufmerksamkeit.
Nachdem wir den gesellschaftlichen und kommerziellen Teil von Penneshaw abgearbeitet hatten, machten wir eine kleine Wanderung am Meer entlang zum Frenchman's Rock, ein Stein, in dem sich der französische Entdecker Nicolas Baudin 1803 verewigt hatte, indem er die Ankunft seiner Expedition dort eingravierte.
Auf der Artania hatten wir die Info bekommen, dass auf Kangaroo Island überall, wie der Name sagt, die Kängurus herumlaufen und viele von den Autos überfahren werden.
Kängurus haben wir keine gesichtet, allerdings hatten wir am Strand Teile eines Skeletts entdeckt.
Leute, die mit dem Bus einen Ausflug gemacht hatten, berichteten, Kängurus gesehen zu haben, wenn auch in größerer Entfernung.
Massentourismus und Tierbeobachtung in freier Wildbahn schließen sich wohl aus. Um echte Tiererlebnisse zu haben, muss man wohl oder übel individuelle Safaris durchführen. Kreuzfahrten sind hierfür denkbar ungeeignet.
Aber der Aussage der Dame aus dem Tender, hier gäbe es nichts, muss ich heftig wiedersprechen. Alleine der Spaziergang am Strand in der schönen Umgebung hat diesen Landgang gerechtfertigt, insbesondere nach dem Besuch von drei australischen Metropolen.
Zum Thema „erzählter Blödsinn“ gab es heute noch eine weitere Episode.
Bei den Überfahrten schaukelte wegen des starken Winds das Tenderboot kräftig immer schön von links nach rechts. (Auf der Kirmes bezahlt man hierfür viel Geld).
Wegen dieser Windverhältnisse brauchte d er Schiffsführermanchmal für das Anlegen und Festmachen des Tenderboots an die Artania mehrere Anläufe. Das Ein- und Austeigen jedoch war absolut unproblematisch.
Daraus machte aber jemand eine Horror-Story und riet einem uns bekanntem Ehepaar dringend von der Überfahrt an Land ab. Da das Ehepaar nicht erkennen konnte, dass man ihnen lediglich ein Schauermärchen auftischte, blieben sie an Bord. Es gibt Menschen die erzählen den größten Mist nur um sich irgendwie wichtig zu machen und von dieser Sorte haben wir einige an Bord.
An Bord gibt es bei einigen Mitreisenden bezüglich unseres Kapitäns Jarle Flatebø, seines Zeichens Norweger, harsche Kritik. Man bemängelt, dass er fast kein Deutsch spricht und er beim Kapitänsempfang, bei dem es ein Handshake und ein Foto mit ihm gibt, sich zu wenig herzlich und aufgeschlossen zeigt und auf den Fotos nicht richtig lächelt. Auch ist er eher unsichtbar. erscheint nicht beim Frühschoppen oder Showpremieren und ist nicht zu vergleichen mit dem überall und allzeit beliebten Kapitän Hansen, wie man ihn aus der Dokusoap „Verrückt nach Meer“ kennt.
Unsere Sicht, dass der Kapitän auf einem Schiff in erster Linie dieses ordentlich zu führen hat und seine Mannschaft im Griff haben muss und alles andere zweitrangig ist, wird nicht immer geteilt.
Wir vergleichen den Kapitän gerne mit einem Lokführer bei einer Zugfahrt, der hat auch nur seinen Zug zu fahren und sonst nichts. Das wird aber eben oft so nicht gesehen und die Erwartungshaltung ist die, dass ein Kapitän den Passagieren gegenüber eben gewisse gesellschaftliche Verpflichtungen hat, die er auszufüllen hat. Hat hier eventuell auch das ZDF-Traumschiff und Sacha Hehn zu hohe Erwartungen geschürt?
Ich denke ich werde diese Fragestellung und die verschiedenen Sichtweisen mal in der Facebookgruppe „MS Artania - Fans und Freude“ zu Diskussion stellen. Mal sehen, was dann passiert. Ich vermute, dass ich mit meinem Lokführervergleich gehörig verbale Prügel einstecken werde. Aber Facebook-Dresche tut ja gaar nicht so weh.
Am Morgen kurz vor halb acht, ich stand eingeseift unter der Dusche, hörte auf einmal das Wasser auf zu fließen. Mit den allerletzten Resten aus Dusche und Waschbecken gelingt es mir, dieser vertrackten Situation noch einmal zu entkommen.
Doris, die bevor ich aufstehe, schon beim Frühkaffee weilt, wusste auch von einem kurzen Stromausfall im mittleren Teil des Schiffes zu berichten.
Im Kanal 1 des Bordfernsehens, wo die sogenannte Cruise-Show läuft, das eine Anzeigenfolge von Positions, Geschwindigkeits und Wetterdaten, konnte man sehen, dass die Artania nur noch mit halber Kraft lief. Statt wie mit 16 - 19 Knoten (ca. 28 - 34 km/h), fuhren wir nur noch etwa 7 Knoten.
Informationen, was da los war, erhielten wir erst mal nicht.Man macht sich da schon den ein oder anderen Gedanken.
Gegen 9:30 Uhr nahmen wir wieder normal Fahrt auf.
Um 10 Uhr spricht an Seetagen immer der Kreuzfahrtdirektor über Bordlautsprecher zu uns. Er teilt uns die Schiffsposition mit, wirbt für die diversen Vormittagsveranstaltungen (die auch jeder selbst im Tagesprogramm nachlesen könnte) und informiert gegebenenfalls über Fußballergebnisse. Heute erfuhren wir dann endlich auch, dass die Steuerelektronik einen Fehler gemeldet hätte und deshalb die Maschinen heruntergefahren wurden, um Ursachenforschung zu betreiben. Das Ergebnis war, dass die Elektronik wohl ein wenig gesponnen hat.
Obwohl das Buffet schon lange freigegeben war, hat der Ansturm seltsamerweise noch nicht stattgefunden.
Von 11:30 - 12:00 Uhr fand ein Jazzfrühschoppen statt, wegen des schlechten Wetters diesmal nicht auf dem Außendeck sondern im Foyer des Schiffes.
Es gab Bratwurst und Fleischspieß, dazu australisches Bier. Alles schmeckte prima.
Und nein - wir sind um 12:30 Uhr, als die Restaurants zum Mittagessen öffneten, nicht mehr zum Mittagessen gegangen.
„Albany, hoch in den Bergen von Norton Green …“, so sang Roger Whittaker im Jahr 1982 (Platz 3 d. deutschen Hitparade).
In dem Lied ging aber um das schottische Albany. Zu dieser schottischen Stadt gehört (noch heute) ein englischer Adelstitel, nämlich „Duke of York and Albany“ und nach einem Frederick, Duke of York and Albany wurde die 1826 gegründete australische Strafkolonie Albany benannt.
So jetzt haben wir die Verbindung zwischen Roger Whittaker und der australischen Stadt Albany, wo wir heute früh um 6 Uhr an der Pier festgenacht hatten, hergestellt.
Wikipedia sei Dank!
Heute waren wir früh dran, schon um 8:30 fuhren wir mit dem von der der Stadt bereitgestellten Shuttlebus (gratis) in das 3 Kilometer entfernte Zentrum.
Obwohl die Stadt 27.000 Einwohner hat, ist Albany-City selbst eine Kleinstadt. Die Stadt dehnt sich aber auf mehr als 80 Quadratkilometer aus, es gibt also sehr viel Umland.
Der Stadtbummel ist schnell erledigt, es gibt viele kleine Geschäfte. Auf dem großen Platz vor der Bibliothek war ein Markt mit einer handvoll Ständen aufgebaut und auf einer kleinen Bühne spielte und sang ein Gitarrenspieler Countrysongs. Die Herbstsonne (heute war hier Herbstanfang) schien noch schön warm und wir setzten uns vor die Bühne und lauschten lange und gerne der Musik.
Damit ist der heutige Landgang auch schon vollständig beschrieben. Um kurz vor 12 Uhr fuhren wir mit dem Shuttle wieder zurück, denn um 12:30 Uhr war „Letzter Einschiffungstermin.
Um 13:00 Uhr legten wir unter dreifachem Tuten mit dem Schiffhorn ab.
Das Tuten wird übrigens mittlerweile angekündigt. Man erinnere sich, vor Panama hat mir das Horn fast das Hirn aus dem Ohr getutet, worauf ich mich bei Phoenix beschwert hatte und angeregt habe, doch vor dem Tut kurz Bescheid zu geben. Man entschuldigte sich bei mir und versprach Besserung.
Dass Phoenix eine Anregung annimmt, ist eher ungewöhnlich und daher in diesem Fall um so erfreulicher.
Heute stand auch noch der Galaabend auf dem Programm, die sogenannte Mittelgala. (Die Begrüßungsgala hatten wir schon, die Abschiedsgala wird noch folgen.) Also binde ich mit brav meine Krawatte um, bevor ich mit Doris zum Abendessen ins Selbstbedienungsrestaurant Lido schreite.
Kurz vor 11 Uhr fuhren wir in die Mündung des Swan River ein und machten im Hafen von Fremantle fest. Fremantle ist ein Ort mit knapp 8000 Einwohnern, Ungefähr 20 Kilometer flussaufwärts liegt die Millionenstadt Perth (1,7 Millionen Einwohner).
Unsere Liegezeit war diesmal ein wenig ungewöhnlich. Wir blieben über Nacht in Fremantle liegen, um erst am nächsten Tag um 14:00 Uhr auszulaufen.
Heute Perth und morgen Fremantle, so sah unser Landgangskonzept aus. Aus der Landgangsinformation wussten wir, dass sich der Bahnhof in Hafennähe befindet und Züge nach Perth alle 15 Minuten fahren.
Am Bahnhof half uns ein freundlicher Bahnmitarbeiter beim Fahrkartenkauf am Automaten. So erstanden Doris und ich eine Tageskarte für je 12 AUD und in knapp 30 Minuten waren wir schon mitten im Zentrum von Perth.
Nach Sydney, Melbourne, Adelaide war unser Interesse am Großstadtleben eher eingeschränkt. Der Stadtplan zeigte, dass der Elisabeth Quay am Ufer des Swan River nicht allzuweit von der Central Station Perth entfernt ist und wir aus Erfahrung wussten, das Flussufer in Städten oft recht nette Ziele sein können.
Im Prinzip war unser Plan gar nicht so übel, allerdings machte die Aktion wegen Regen und Wind nicht so richtig Spaß. Bei schönem Wetter wäre es am Elisabeth Quay bestimmt recht hübsch gewesen, man hätte einen Kaffee trinken können und dem Treiben auf und um den Fluss zu beobachten.
Aber so machten wir lieber kehrt und bummelten noch ein wenig durch die Einkaufsstraßen.
Hier wären normalerweise Wasserfontänen aus dem Boden gekommen. Aber Dienstags (und heute war Dienstag) ist immer wegen Wartungsarbeiten das Wasserspiel außer Betrieb. Aber wir hatten ja auch Wasserspiele von oben zur genüge, da konnten wir die fehlenden von unten leicht verschmerzen.
In den Straßen sah man ab und zu Aborigines. Diese Menschen fielen nicht nur wegen ihrer Hautfarbe auf, sondern auch dadurch, dass viele von ihnen barfuß liefen. Ob die fehlenden Schuhe bei diesem kühlen und regnerischen Wetter einfach ihrer Natur entsprachen oder hierfür einfach kein Geld zur Verfügung stand, wissen wir nicht.
Auf der Rückfahrt nach Fremantle, so gegen 15:00 Uhr, stiegen an den verschiedenen Stationen Schüler von verschiedenen Schulen, erkennbar an ihren unterschiedlichen Schulunformen, zu. Dabei handelte es ausschließlich um weiße Kinder und Jugendliche.
Ist unsere Beobachtungen - barfüßige Aborigines und ausschließlich weiße Schülerinnen und Schüler - Zufall oder verbirgt sich dahinter ein Problem beim Zusammenleben der weißen und der indigenen Bevölkerung?
Wikipedia meint zu diesem Thema:
Mangelnde Integration und Diskriminierung der knapp 500.000 Aborigines, die am Rande der Gesellschaft leben, führt dazu, dass im Vergleich zu der Gesamtbevölkerung Australiens (24 Mio.) die Aborigines zum ärmsten Teil der australischen Gesellschaft gehören; ihre Arbeitslosenrate ist mit 20 % fast dreimal so hoch wie die der Durchschnittsbevölkerung. Sie haben einen erschwerten Zugang zur Bildung, ihre Lebenserwartung liegt im Durchschnitt zehn Jahre unter der der weißen Bevölkerung, die Kindersterblichkeit ist doppelt so hoch.
Bis zum Ablegen um 14:00 Uhr hatten die Möglichkeilt, Fremantle zu erforschen. Hierzu boten sich mehrere Möglichkeiten an.
Das Wetter war heute viel freundlicher als gestern und vor allem regnete es nicht, also entschieden wir uns für die Variante (c).
Zunächst steuerten wir den Fischereihafen an. Er wird mittlerweile hauptsächlich touristisch genutzt. Allerdings ist die Saison schon vorbei, die vielen hübschen lokale, auf Pfeilern ins Wasser gebaut waren ohne Besucher oder ohnehin geschlossen. Auf dem Weg passierten wir das Round House, dass im Reiseführer als „das älteste erhaltene Gebäude in Western Australia, das 1830/1831 als Gefängnis errichtet wurde.“ hervorgehoben wird.
Diese Aluminium-Gitarre nennt sich Dobro, die durch den metallenen Korpous einen ganz besonderen Klang hat. Der Straßenmusiker hier im Cappuccino Strip spielt sie mit der sogenannten Bottleneck-Technik. Er greift nicht nur Akkorde, sondern er zieht auch mit dem Metallröhrchen, dem Bottleneck (Flaschenhals), den er über den Mittelfinger gestülpt hat, über die Saiten und erzeugt so eine „wimmernde“ Tonfolge. Diese Technik wird oft beim Blues verwendet und dieser Knabe hier spielte waschechten Blues.
Durch einen Park gelangte in wenigen Minuten ins Zentrum und dort speziell zum Cappuccino Strip, eine Straße mit vielen Cafés. Natürlich tranken wir dort einen Kaffee.
Im gesamten Innenstadtbereich sind viele Gebäude aus der Kolonialzeit erhalten und erfreuen gut erhalten und restauriert das touristische Auge.
Auf dem Rückweg zum Schiff kamen wir noch an einem Laden vorbei, in dem echte Didgeridoos verkauft wurden. Dieses Instrument, wurde ursprünglich von den Aborigines verwendet. In den meisten Andenkenläden kann man farbenfrohe industriell hergestellte Didgeridoos kaufen, aber diese hier wurden noch handwerklich nach den alten Techniken, nämlich einem 1 - 2,50 Meter langen Eukalyptusstamm, der von Termiten ausgehöhlt wurde, angefertigt.
Der nette Verkäufer gab mir auch eine Kurzanweisung zum Spielen des Instruments, aber ich habe vollständig versagt. Es kam kein vernünftiger Ton aus der Röhre. Leider haben wir vergessen ein historisches Foto von meiner ersten Didgeridoo-Stunde zu machen.
Auch von einem Kauf sahen wir ab, da zum einen der Platz in der Kabine doch sehr eng geworden wäre und der Preis zwischen 700 und 2.000 AUD unsere Urlaubskasse doch arg gebeutelt hätte.