Mit dem Schiff einmal um die Welt
2016/2017 - Eine Kreuzfahrt mit der MS Artania
An Seetage findet immer nachmittags um 14.00 in meinem „Büro“ ein Skatturnier statt und zwar seit Anbeginn der Weltreise. Für die drei Erstplatzierten gibt es eine Medaille und eine Urkunden für die 3 Bestplatzierten und zusätzliche eine Flasche Sekt für den Sieger.
Gestern ging ein dreitägiges Turnier zu Ende, heute startete ein Neues.
Der 3. Mai ist ebenfalls als Turniertag vorgesehen ist, obwohl das gar kein richtiger Seetag ist, denn dann findet die Passage durch den Sueskanal statt.
Vorsichtshalber fragte Moritz von der Phoenix Reiseleitung, der die Turniere organisiert und auch die anschließenden Siegerehrungen vornimmt, die Spieler, ob jemand wegen der Suez-Passage an diesem Spieltag nicht teilnehmen möchte. Es meldete sich niemand ab, vielmehr erläuterte ein Skatbruder die Situation wie folgt:“ Was gibt es da zu sehen? Rechts Sand, links Sand und ab und zu mal eine Palme. Uninteressant!“
Einem Ehepaar, das an einem benachbarten Tisch Rummikup spielte, entgleisten ob dieser Aussage fast sämtliche Gesichtszüge und sie flüsterten mir zu: “Weges des Suezkanals haben wir doch diese Reise von Dubai nach Venedig überhaupt gebucht.“
Ja, so sind die Wahrnehmungen und Interessen der Menschen doch arg verschieden.
Aber ich schließe mich gerne der Auffassung des Skatbruders an, denn dann brauche ich über diesen Tag gar keinen oder nur einen ganz kurzen Bericht anfertigen. ☺
Um 16.00 Uhr fand wieder einmal der
MS Artania „FernSEEgarten“
statt.
Selbstredend konnten die Skatspieler, die mit der Tagesdosis an Spielen noch nicht fertig waren, zu dieser Veranstaltung nicht pünktlich erscheinen.
Geboten wurde unter anderem ein Eisschnitzer, der innerhalb weniger Minuten aus einem Eisblock eine Skulptur herausarbeitete. Die Zuschauer sollten im Anfangsstadium dieser Arbeit raten, was es denn werde.
Die Antwort ist sehr einfach - es wird ein Indianer. Natürlich kann man das erst ganz zum Schluss erkennen, aber ich habe von äußerst geübten Kreuzfahrern erfahren, dass er seit Jahren beim „Schauschnitzen“ immer einen Indianer herstellt.
Er kann natürlich noch andere Motive „schnitzen“, wirklich sehr kunstvolle und schöne, das haben wir schon öfter auf dieser Reise bestaunen dürfen. Wenn es aber schnell gehen muss, scheint der Indianer für ihn die beste Wahl zu sein.
Jiri Erlebach ist seines Zeichens eigentlich ein auf Kreuzfahrtschiffen populärer (Teufels-) Geiger, aber heute brillierte er als Sänger mit Liedern von Elvis Presley.
Seinen Pferdeschwanz band er einfach nach vorne - fertig war die Elvis-Tolle. Und die Kotletten waren Bestandteil der Sonnenbrille, was mich am meisten beeindruckt hat. ☺
Mit diversen Gesangsdarbietung unter anderem von „Elvis“, Seemannslieder von dem aus Passagieren bestehenden Artania Chor und weiter mit einer kleine Kochshow, eine Modeschau mit Klamotten aus der Schiffsboutique und Ähnlichem, wurde versucht, einer beim Gast eventuell aufkommende Langeweile entgegenzuarbeiten. Zwar hatte ich keine Langeweile, aber um meiner Informationspflicht als Reiseberichterstatter nachzukommen, war ich bei diesem Event anwesend.
Hurghada ist das größte ägyptische Tourismuszentrum, liegt an der Westküste am Roten Meer und hat 160.000 Einwohner.
Der für heute gebuchte vierstündige Badeausflug ging um 8.40 Uhr los, was bedeutete, eine halbe Stunde früher aufzustehen. Der Bus fuhr brauchte etwa 10 Minuten, um uns vom Hafen in das Ressort „Juwels Sahara“ zu fahren. Diese kurze Fahrt war recht aufschlussreich, wie es um die Tourismusbranche in Ägypten steht, nämlich sehr schlecht. Man sah jede etliche Bauruinen oder ehemalige Hotels, die geschlossen und dem verfall preisgegeben sind. Etwas abgenutzt
Das Ressort, wo wir mit zwei Bussen hingebracht wurden, war recht nett, aber teilweise etwas abgenutzt. Bei den Holzliegen blätterte der lack ab, die Auflagen waren fleckig und der ein oder andere Sonnenschutz aus Stroh war recht löchrig.
Es gab nur wenige Hausgäste, meist russischer Nationalität, sodass Phoenix über den kleinen Strandabschnitt die Oberhoheit gewann.
Es herrschte Clubatmosphäre mit Musik und Animationsprogramm und erinnerte mich an meinen ersten Pauschalurlaub vor langer langer Zeit.
Bei den bisherigen Badeaufenthalte auf dieser Reise war das Wasser immer sehr angenehm bis badewannenwarm, doch hier herrschte ein erheblicher Abkühlungseffekt, zwar nicht so ganz so heftig wie an der Ost- oder Nordsee, aber doch so, dass man beim hineinwaten ins Wasser zunächst einmal immer größer wurde, um das kühle Nass möglichst lange vom Bauchnabel fern zu halten. Aber dann galt die alte Badeweisheit:“ Wenn man erst mal drin ist, geht’s.“
Wie bei Halbtagesausflügen üblich, kamen wir so zum Schiff zurück, dass man noch schnell Mittagessen konnte, ehe die Restaurants wieder schlossen.
Da die Speisekarte uns heute nicht besonders gefiel, wollten wir mal wieder den Kabinenservice nutzen und bestellten wir uns an der Rezeption ein Schnitzel und einen Cheeseburger mit der Bitte, die Sachen nicht in die Kabine sondern in die Kopernikusbar schicken zu lassen, weil wir dort auch noch ein Weizenbier (non-alcoholic) trinken wollten.. Das hatte bisher immer gut geklappt. Nur heute dauerte es geschlagenen eineinhalb Stunden, bis wir den ersten Bissen zu uns nehmen konnten. Erst hat der Rezeptionist vergessen, die Bestellung an die Küche weiterzugeben (kann in der Hektik schon mal passieren) aber dann musste der Koch wohl erst in die Stadt zum Metzger, um einzukaufen. Zwischenzeitlich wurden wir ´mit Fehlinformationen versorgt. Zunächst wurde versichert, dass die Zubereitung 10 Minuten dauere, und nach einer weiteren halben Stunde wurde die Parole ausgegeben, dass der Steward bereits mit Schnitzel und Burger zu uns unterwegs sei. Nach einer weiteren Viertelstunde war unser Essen plötzlich immer noch nicht da.
Dass einem da die Hutschnur platzt und wir uns beim sogenannten Hoteldirektor, der unter anderem Chef von Küche und Service (Stewards) ist, beschwerten ist doch verständlich - oder?
Dass wir dann doch noch etwas zu Essen bekamen hat uns sehr gewundert, aber auch mit großer Freude und Dankbarkeit erfüllt. Wo es letztlich geklemmt hat, konnte oder wollte man uns nicht sagen.
Nachdem sich unser Ärger gelegt hatte, ging es in die Stadt auf Erkundungsgang. Zwar hatten wir keinen Stadtplan und auch keine Vorstellung, was und erwartet, aber man konnte vom Hafenausgang aus eine große Moschee sehen, die man leicht zu Fuß erreichen konnte.
Von dort aus ließen wir uns durch die Straßen treiben. Da man von fast überall die Minarette der Moschee sehen konnte, konnten wir uns auch nicht verlaufen.
Die Geschäfte und Läden waren wirklich sehr „landestypisch“, was mich aber nicht abhalten sollte, einen Friseur aufzusuchen, denn mein Haupthaar hatte es wieder einmal nötig.
Interessant war ein uns bisher völlig unbekannte Methode, Gesichtshaare (Flaumhärchen, nicht Barthaare) mit Hilfe eines Fadens zu entfernen. Dazu wurde man erst mit einem weißen Pulver bestäubt und dann legte er los. Das zwirbelte recht ordentlich, Genuss geht anders.
Diese Prozedur war aber im Preis von 5 US-Dollar für den Haarschnitt enthalten.
Auch Doris ließ sich zu einer Behandlung überreden. Ihre Behandlung war allerdings nicht in meinem 5$-Haarschnitt mit inbegriffen (wie hinterher bemerkten) und ich musste den Barbier fragen, nachdem sein Werk beendet hatte, was das Ganze kostet. “Pay what you want“ (Bezahle das, was du, willst) lautete die etwas schwammige Preisangabe. Ich gab dem Meister einen Dollar, aber da verdunkelte sich seine Mine unmerklich, also legte ich einen Dollar drauf. Erst beim vierten Dollar lächelte er wieder.
Es gab immer wieder etwas zu entdecken. Mal eine Fischbraterei im Freien oder wir hier eine Bäckerei, die ihre gebackenen Fladen trocknete.
Auf dem Balkon standen kurz vorher dieser Aufnahme auch noch die Mutter und die älteste Tochter. Als ich mit Gesten fragte, ob ich Fotografieren dürfe, entschwand die Mutter, die große Tochter, die bis eben uns noch fröhlich zugewinkt hat, hinter sich herziehend.
Auf dem Rückweg zum Schiff, stolperten wir noch über einen Fischmarkt. Eigentlich ungewöhnlich, schließlich wurde es langsam dunkel und Fischmärkte werden in der Regel am frühen Morgen abgehalten.
Am Abend gab es am hinteren Außendeck noch eine Folkloreveranstaltungen. Allerdings habe ich selbige geschwänzt, so dass ich keine Fotos von den Bauchtänzen und sich drehenden Derwischen liedern kann. Um 23.00 Uhr legten wir ab.
Von der an der Westküste des Rotes Meers gelegenen Stadt Hurghada nach Scharm el-Sheik, das an der Ostküste an der Spitze der Sinai-Halbinsel liegt, sind es nur 57 Seemeilen (105 Km). Um 6.00 Uhr legten wir in einem recht trostlosen Hafen an und bereits um 7.00 ging der Badeausflug los. Gut, dass wir uns für den gestrigen Ausflug entschieden hatten, so konnten wir, wie gewohnt zwischen 7.00 und halb acht aufstehen. Die Aktion musste auch schon so früh starten, da wir bereits um 12.30 Uhr wieder ablegen wollten, d,h., dass man spätestens um zwölf Uhrzurück an Bord sein mussten.
Mit einem Shuttlebus bestand die Möglichkeit bequem und preiswert in die Stadt zu fahren. Da wir aber die Stadt schon einmal vor vier Jahren besucht hatten und wussten, dass sie vormittags wie ausgestorben ist, nutzen wir das Shuttleangebot nicht, sondern wollten nur mal unsere Nase kurz rausstrecken, ohne zu wissen, was uns erwartet
Wenige Gehminuten hinter dem von schwer bewaffneten Soldaten bewachte Hafenausgang lag ein Ferienanlage mit rustikalen Holzbungalows und eigenem Strand (Perience Golden Sand Beach). Das große eiserne Eingangstor war offen und neugierig, wie wir waren, gingen wir hindurch. Wir fragten, ob wir uns die Anlage ansehen dürften, was uns freundlich erlaubt wurde. Ein Gärtner mähte Rasen, ein anderer wässerte eine Grünanlage, was aber total fehlte waren Gäste. Ein Souvenirlädchen hatte geöffnet und der Inhaber versuchte vergeblich, uns etwas zu verkaufen.
Am Strandabschnitt mit den leeren Liegen kamen wir auf mit einem Ägypter ins Gespräch, der, wie sich herausstellte, diesen Strand nebst Liegen und Sonnenschirme betrieb. Auf unsere Frage, warum keine Gäste zu sehen, antwortete er, dass diese im Laufe des Vormittags noch kommen würden. Hotels, die keinen eigenen hätten, würden ihre Gäste mit Bussen hierhierbringen.
Obwohl wir keine Badeabsichten hatten (mangels mitgenommener Badesachen) konnte der Liegenvermieter ein kleines Geschäft mit uns machen. Er aktivierte auf seinem Smartphone eine App, die es zu einem Hotspot machte, sodass wir mit unseren Geräten ins Internet konnten.
Doris hatte gemeint, er macht das, weil wir uns so angeregt unterhalten hatten, aber wir mussten den Service natürlich bezahlen (5 $).
Wir verließen die Anlage, marschierten ein wenig weiter.
Jetzt reihten sich Strandbars und kleine Restaurants aneinander. Hier musste man entweder einen kleinen Eintrittspreis entrichten oder musste etwas verzehren. Jetzt tummelten sich auch einige Badegäste am Strand oder im Wasser.
An einer sehr gepflegten Anlage kehrten wir ein und tranken auf der Terrasse mit schöner Aussicht einen erfrischenden Lemmon -Minz-Juice. Hier hätte man prima baden können. Es war nicht überfüllt, aber auch nicht menschenleer.
Der Vormittag war ratzfatz vorbei und wir mussten zurück aufs Schiff.
Das eiserne Tor der Ferienanlage, wo wir zuerst mal reingeschaut hatten, war mittlerweile abgesperrt und natürlich hatten keine Busse Badegäste von anderen Hotels hierher gebracht. Der Tourismus in Ägypten geht am Stock.
Das verpasste Schwimmen im Meer kompensierten wir noch vor dem Mittagessen mit ein paar Schwimmzügen im Meerwasserpool der Artania. Bei 30 Grad Wassertemperatur war ein Verkühlen weitgehend ausgeschlossen.
Um 12.30 legten wir ab und erreichten gegen 23.00 Uhr unseren Ankerplatz vor Suez. Mit uns lagen hier noch weitere Schiffe. Am nächsten Morgen sollte die Passage durch den Kanal beginnen. Gefahren wird im Konvoi und die die Kanaladministration legt die Reihen folge fest. gegen 4.00 Uhr früh sollte es losgehen
Die Artania setze sich um 6.00 Uhr in Bewegung, vor uns fünf Schiffe hinter uns noch 14. Der Konvoi bewegte sich mit der vorgeschriebenen Geschwindigkeit von 10 Knoten, das sind 18,5 Km/Std. (1Knoten = 1 Seemeile/Stunde = 1,852 Km/Std). Der vorgeschriebene zeitliche Abstand zwischen je zwei Schiffen muss 15 Minuten betragen, damit beträgt der räumliche Abstand jeweils 4,6 Kilometer. Wer’s nicht glaubt, muss es selbst nachrechnen. ☺.
Der Skatbruder, der die Suezpassage vor einigen Tagen ein wenig geringgeschätzt hat, lag nicht zu 100% daneben. Die Landschaft links und rechts vom Kanal istkarg und wenig abwechslungsreich. Im Gegensatz zum Panamakanal gibtes keine Schleusen und Treidelloks und damit keine Technik, die begeistert.
Dafür ist der Suezkanal viel geschichtsträchtiger und mit fast 200 Kilometern ist er zweieinhalbmal länger als der Panamakanal mit seinen 80 Kilometern Länge.
Im Sechstagekrieg 1967 sperrte Israel den Kanal, der erst 1975 wieder für die Schifffahrt freigegeben wurden. Für 14 (zivile) Schiffe, darunter 2 deutsche bedeutet die Sperrung ein 8 jähriges „Festsitzen“, da sie sich zum Zeitpunkt der Sperrung im Kanal befanden und man sie nicht herausgelassen hat.
Während dieser Zeit befand sich immer eine Notbesatzung an Bord, die notwendige Wartungsarbeiten durchgeführt haben. Die Menschen durften also den Kanal „betreten“ und wieder verlassen, die Schiffe nicht. Unsinnige politische Willkür.
Es gibt nur 2 Brücken über den Kanal und eine Untertunnelung, ansonsten kann der Kanal nur mit Fähren überquert werden.
Da der Kanal nicht ständig unserer Aufmerksamkeit erfordertet, konnten wir auch mal den Pool nutzen ....
... und ich konnte zwischendurch mal schnell hier in meinem "Büro" ein Kapitel im Blog bearbeiten und dabei gleichzeitig das Ufer beobachten.
Wir verlassen hier den 2015 fertiggestellten neuen 37 Kilometer langen Kanalteil (linker Kanalarm). Der neue Kanal ermöglicht die gleichzeitige Passage der Schiffe in beide Richtungen
Am späten Nachmittag hatten wir den Kanal passiert und machten in Port Said fest.
Dabei handelte es sich um einen sogenannten technisch en Halt. Wir wollten nur die Passagiere wieder aufnehmen, die gestern zu einem Überlandausflug mit Übernachtung in Kairo angetreten waren.
Wir wurden im Vorfeld darüber informiert, dass wir das Schiff nicht verlassen dürften. Diese Maßnahme wurde insofern gelockert, dass die Behörden uns dann doch gestatteten von Bord zu gehen, allerdings durften und konnten wir das (eingezäunte) Gebiet um unsere Pier nicht verlassen.
An der Pier warteten schon ein Reihe von Händlern auf uns, die hier Ihre Stände aufgebaut hatten.
Da wir immer noch im Besitz von zwei Schokoladenosterhasen waren und unsere Betthupferlsammlung in Form von Schokoladentäfelchen, Schokoherzen etc. schon wieder stark angewachsen war, beschossen wir, diese Sachen irgendwelchen Kindern zu schenken.
Es gab nur zwei Probleme. Erstens sahen wir nirgends Kinder und wenn es außerhalb unserer Absperrung welche gegeben hätte, versperrte der engmaschige Zaun eine Übergabe.
Etwas weiter abseits von Schiff und Verkaufstrubel fanden wir dann zumindest einen Jugendlichen und ein Loch im Zaun, sodass die eine Hasenübergabe erfolgen konnte.
Eine Polizistin und ein Polizist, die in der Nähe jenseits des Zauns selbigen bewachten, kamen misstrauisch näher und fragten uns etwas, was wir nicht verstanden. Als Antwort reichten wir ihnen zwei Schokoladenherzen (20g/Herz) mit der Aufschrift „PHOENIX - Willkommen zu Hause“. Damit waren die Formalitäten erledigt und sie zogen sich wieder zurück.
Mittlerweile drängten sich 5 -6 ziemlich armselig gekleidete Menschen darunter eine Frau, wahrscheinlich Obdachlose an den Zaun und hielten uns ihre offenen Hände entgegen. Wir konnten jedem einige Täfelchen durch den Zaun stecken, dann war unser Vorrat verbraucht. Die Frau und die Männer schienen sich über die Schokolade zu freuen.
Als wir uns wieder Richtung Schiff bewegten, winkten uns Polizistin und Polizist fröhlich zu.
Doris war heute im Frisiersalon an Bord. Das ist an sich nichts Besonderes und erwähnenswert. Es ist auch immer noch nichts Besonderes, wenn auch gleichzeitig der Kapitän im benachbarten „Behandlungsstuhl“ die Haare geschnitten bekommt. Etwas Besonderes war es aber, als eine Dame, die im Moment von einer Brückenführung gekommen war, wo der Kapitän gerade nicht Dienst tat, denn er saß ja beim Friseur. Der nun unerwartet gesichteten Schiffführer wurde mit dem Jubelschrei: “DA IST ER JA“ bedacht und ungefragt in seinem Friseurumhang fotografiert. Dass sie die Friseurin, die dabei zwangsläufig und störenderweise mit aufs Bild kam, nicht vorher zur Seite geschubst hat zeugt doch von den guten Umgangsformen der fotografierenden Dame.
Schatten- und windgeschützte Plätze am Pool sind sehr begehrt. man darf nicht meinen, dass die Nutzer der leeren Liegen sich gerade alle im Pool befinden. Die Reserviererei ist einfach eine Unsitte und sorgt für eine Knappheit, die es so eigentlich gar nicht geben müsste.
Am Abend kam der Maitre (Restaurantchef wegen) der Geschichte mit unserer verkorksten Schnitzel- und Burgerbestellung vor einigen Tagen auf uns zu.
Er bot uns, wie schon am Sonntag der Hoteldirektor auch, eine Flasche Wein an. Aber wir erklärten erneut, dass wir uns nicht beschwert haben, um Freibier zu erhalten, sondern wollten lediglich bei künftigen Bestellungen einfach keinen Stress mehr haben.
Ein erneutes Angebot seinerseits war, dass wir uns für morgen Abend im Lido etwas Besonderes zum Essen wünschen dürften, was dann neben dem normalen Tagesmenüs extra nur für uns zubereitet würde. Wir stimmten zu und er ließ uns zwischen Steak, Schnitzel und Hamburger wählen. Wir entschieden uns für Schnitzel (die gab es als Tagesmenü während der gesamten Weltreise erst zwei oder dreimal). Und die Krönung des Sondermenüs sollten Pommes Frites sein, die es auch äußerst selten gab.
Das morgige Abendessen versprach gut zu werden.
Der Hafen in der Bucht von Souda ist Fährhafen und Marinestützpunkt. Hier machten wir am Morgen fest.
Mit einem Linienbus, der alle 10 Minuten vom Hafen abfährt, gelangten wir schnell und preiswert ins Zentrum von Chania, eine Stadt mit 110.000 Einwohnern, etwa 6,5 Kilometer von Souda entfernt. Chania war bis 1971 die Hauptstadt Kretas wurde dann aber von Heraklion abgelöst.
Direkt an der Bushaltestelle befindet sich eine kreuzförmige klassizistische Markthalle.
Angeboten werden hier Schafs- und Ziegenkäse, Olivenöl, Seifen. Lederwaren und Souvenirartikel, ein Angebot, das sich weitestgehend an die Touristen richten, vielleicht mit Ausnahme der Frischfleischhändler.
Schöne war, dass man hier nicht mehr zu handeln brauchte und man mit dem Euro bezahlte. Unschön war, dass dies das baldige Ende der Reise signalisierte.
Interessant war, dass es hier die absolut gleichen, leichten, bedruckten Baumwollhosen wie in Indonesien gab, wo wir ja auch fleißig eingekauft hatten. Dort zahlte man für die Hose je nach Verhandlungsgeschick zwischen 5 und 8 US-Dollar (4,50€ bis 7,20€), während man hier ordentliche 16€ bis 18€ hinlegen musste, Hätten wir eine genügend große Anzahl Hosen in Indonesien gekauft (ca. 3.800 Stück), hätten sich die Reisekosten für uns beide durch die Ersparnis locker amortisiert.
Auf unserem Weg zum nahegelegenen alten Hafen, der als Yachthafen und Hafen für Ausflugsboote genutzt wird, kamen wir an einem Sportgeschäft vorbei, in dessen Schaufenster eine Kopie des Pokals für die Fußball-Europameisterschaft, die die Griechen ja 2004 gewonnen hatten (1:0 gegen Portugal; Trainer Otto Rehhagel!).
Da Neugier des Touristen erste Bürgerpflicht ist, betraten wir den Laden.
Stolz präsentierte uns das "wandelnde Fußballlexikon" das Trikot der deutschen WM-Elf mit sämtlichen Unterschriften
Es stellte sich sehr schnell heraus, dass dies gar kein Sportgeschäft für Fußballtrikots ist, sondern ein privates Fußballmuseum mit diversen Exponaten sowohl den griechischen Fußball, als auch den internationalen Fußball bezüglich EM und WM betreffend.
Der Museumsleiter selbst, ein wandelndes Fußballlexikon, erklärte uns, dass er vom griechischen Fußballbund explizit zum Betreiben des Museums autorisiert worden.
Und der Pokal für die Europameisterschaft war übrigens keine Nachbildung, sondern das Original.
Aber wieso ist er jetzt im Besitz des griechischen Fußballverbands?
Falls es jemand weiß, möge er doch bitte die Erklärung im Gästebuch hinterlassen. Vielen Dank schon mal dafür.
Wir bewunderten diverse originale Trikots, meist mit Autogramm von deutschen und internationalen Stars und natürlich das des Torschützen des Siegtores im Finale 2004 gegen Portugal - Angelos Charisteas. Unser Wandelndes Fußballlexikon wusste zu jedem Teil etwas zu erzählen.
„Chania malerischer Naturhafen wird von einer wunderschönen Uferpromenade gesäumt“ wusste der Reiseführer zu berichten. Vom Fußballmuseum bis dorthin war es nicht sehr weit. Der östliche Teil des Hafens war wirklich recht malerisch. Spazierte man aber ein kleines Stück westwärts, kam man an eine Bucht an deren Uferpromenade in unseren Augen gar so schön war, wie der Reiseführer versprochen hatte. Der Umfang der Bucht beträgt etwa einen Kilometer und an der dortigen Uferpromenade reiht sich über die gesamte Länge Lokal an Lokal und Restaurant an Restaurant und sonst nichts anderes, alle mit Außenterrasse und jedes gut besucht.
Also machten wir auf dem Absatz kehrt und fanden in einer kleinen Seitenstraße ein gemütliches Bistro, wo wir Pause machten.
Das Kutschpferd steuerte zielsicher diese Kneipe an, weil es wusste, dass der Wirt ein Leckerli bereithält
Über den Rest unserer Tour durch Chania gibt es nicht viel zu berichten. Das Gebiet zwischen Markthalle und altem Hafen ist weitgehend touristisch geprägt, das heißt viele Geschäft e mit den Urlaubern und Tagesbesuchern als Zielgruppe. Die Häufung dieser Geschäfte ist durchaus ähnlich den Basaren, die wir z. B. in Dubai oder Salalah besucht hatten.
Im Hintergrund zu erkennen: Der bis zu 2400 Meter hohe Gebirgszug der" Weißen Berge" (Lefka Ori). Wir dachten zunächst, die Berge seien mit Schnee bedeckt, aber das Weiß ist kristalliner Kalkstein.
Zurück an Bord, nach dem Ablegen standen wir noch lange an der Reling und ließen die Küste von Kreta an und vorbeiziehen.
Für das Abendessen sollten wir ja außer der Reihe eines der seltensten Menüs bekommen, nämlich Schnitzel mit Pommes, während der Rest der Passagiere sich mit den manchmal abenteuerlichen Kreationen des Schiffkochs abmühen musste.
Auf einem Pult am Restauranteingang ist immer die aktuelle Menükarte Ausgelegt; auf die wir auch heute rein interessenhalber einen Blick warfen und trauten unseren Augen nicht - es gab Schnitzel, allerdings nur mit Petersilienkartoffeln.
Also holten wir uns unser Schnitzel, wie jeder andere auch, am Buffet ab. Der Oberkellner kam an unserem Tisch und fragte ernsthaft, ob er uns jetzt das „Sonderschnitzel“ bringen solle, allerdings würde es sich durch nichts von all den anderen Schnitzeln unterscheiden. Das machte natürlich wenig Sinn, aber an den Pommes Frites waren wir nach wie vor interessiert. Von dieser Sonderlocke wusste der Oberkellner allerdings nichts. Also aßen wir, wie jeder andere Passagier auch, als Beilage Petersilienkartoffeln.
Wo bitte ist die versteckte Kamera? Wird hier eine Doku-Soap für RTL2 gedreht?
Wir erfahren, dass ein sehr nettes Ehepaar, das wir kennengelernt haben und ebenfalls die gesamte Weltreise mitmachten, musste gestern die Reise abbrechen, weil der Mann plötzlich erkrankte und auf Kreta in ein Krankenhaus eingeliefert wurde.
Wir hoffen, dass er das Hospital bald wieder verlassen kann und beide bald nach Hause in Falkensee zurück können.
Auf diesem Weg alles Gute.
Der letzte Seetag vor dem Ende einer Etappe wird in der Regel der Tag der Abschiedsgala genutzt, so auch heute.
Der Ablauf ist immer gleich:
Am Rücken des Polo-Hemds sind alle 78 angnelaufenen Häfen aufgelistet. Das sieht ein wenig so aus wie ein Helene-Fischer-Tour-2016-Shirt.
Phoenix hat für jeden, der die gesamte Reise mitgemacht hat, ein T-Shirt anfertigen lassen. Meines passt mir gut (Größe L, obwohl ich normal mit M auskomme), das von Doris (M) passt nicht. Deshalb hat sie es an unseren Kabinensteward geschenkt.
Zu welchen Anlass zieht man so ein Shirt eigentlich an? Mir fällt im Moment keiner ein, es sei denn, man will der Welt mitteilen: „Seht mal her, ich habe eine Weltreise gemacht“. Das habe ich nicht mehr nötig, denn dafür habe ich ja diesen Blog. ☺
Außerdem haben wir unser Bordbuch zurückbekommen. Ein Bordbuch ist ein einem Reisepass nachempfundenes Büchlein, in das die Reiseleitung jede Kreuzfahrt bzw. jede Etappe per Stempel oder Aufkleber „dokumentiert“ und mit Unterschrift vom Kapitän und Kreuzfahrtdirektor versehen lässt.
„An dem halben Tag, an dem wir in Dubrovnik liegen, bleiben wir an Bord“ war unsere Planung, denn
Langer rede kurzer Sinn, wir waren dann doch in der Altstadt von Dubrovnik, der Perle der Adria. Zum einen hatten wir den ganz großen 30-Kg-Koffer, der mit dem Gepäckservice Tefra von Venedig direkt nach Eschborn/Niederhöchstadt gebracht wird, bereits gestern fertig gepackt.
Auch am Sonntag lohnt sich ein Besuch und so schlecht sah das Wetter gar nicht aus.
Phoenix hat einen Shuttlebus bereitgestellt, den wir um 9.00 Uhr problemlos nutzen konnten und uns so Erforschung des Fahrplans des Linienbusses erspart geblieben ist.
Mehr durch Zufall entdeckten wir an der nördlichen Stadtmauer die Verkaufsstelle für die Tickets der Gondelbahn. Die Talstation befindet sich außerhalb der historischen Stadtmauer und war in wenigen Minuten erreicht. Nach knapp 5 Minuten waren wir oben auf der Bergstation und hatten eine tolle Sicht auf die Stadt.
Wieder unten im touristischen Getümmel machten wir uns auf die Sache nach dem kleinen Marktplatz, wo wir vor einigen Jahren schon einmal Lavendelöl gekauft hatten, das von einer solcher hervorragender Qualität war, wie wir sie bei späteren Käufen ob auf dem Jahrmarkt oder während anderer Urlaube nie mehr bekommen haben.
Den Marktplatz mit den Tischen, an denen Frauen Lavendelprodukte haben wir auch gefunden und das Öl, welches wir gekauft hatten, erwies sich bei einem ersten Test in der Kabine wiederum als hervorragend.
Um 12 Uhr waren wir wieder auf dem Schiff zurück und um 13 Uhr hieß es zum letzten Mal „Leinen los“ und wir nahmen Kurs auf Venedig.
Der Nachmittag war weitestgehend mit Kofferpacken ausgefüllt. Erst packte Doris ihre zwei Koffer und dann ich meine Beiden.
Zum Abendessen hatten Küche und Service die Sensation geschafft. Doris und ich bekamen Schnitzel mit Pommes Frites.
Heute mussten wir ein wenig früher aufstehen, denn die Kabinen mussten bis spätestens 9.00 Uhr geräumt sein.
Noch während des Frühstücks meldete sich unser Kreuzfahrtdirektor über Bordlautsprecher, das wegen des starken Nebels der Hafen von Venedig gesperrt ist. Wir mussten also erst einmal ankern und warten bis sich der gelegt hatte. Mit knapp zweistündiger Verspätung liefen wir in den Canale Grande ein. Der Restnebel sorgte dafür, dass die Freude der Fotografen an den Motiven wie Seufzerbrücke oder Markusdom im wahrsten Sinne des Wortes getrübt war.
Die verspätete Ankunft sorgte dafür, dass die Flüge nach München und Düsseldorf nicht mehr erreicht werden konnten und die Leute irgendwie umgebucht werden mussten.
Unser Flug war nicht betroffen, da er erst um 18:15 Uhr gehen sollte. Koffer wurden bereits in der Nacht eingesammelt und wurden nach dem Anlegen in einer Halle artendeponiert, sortiert nach Flügen anhand farbiger Einsteckkärtchen.
Man hatte uns schon angedroht, dass der italienische Zoll darauf besteht, dass man die Koffer identifizieren.
Dass schließlich die Identifikation des Gepäcks durch die kongeniale Zusammenarbeit vom italienischen Zoll und Phoenix mit fast 2 Stunden Schlange stehen und erneuter Gepäcksortierung verbunden war, war für uns eine völlig neue Erfahrung. Solche Sicherheitsmaßnahmen gehen, wenn vernünftig organisiert, eigentlich relativ schnell über die Bühne.
Am Flughafen beim Einchecken war natürlich erneut Geduld gefordert, aber das ist ja auf allen Flughäfen in der Welt ähnlich - zu viele Fluggäste, zu wenige Schalter.
Der Willkommensgruß von unseren Nachbarn aus dem 2. Stock, die sich auch um unsere Post gekümmert haben.
Der Heimflug war problemlos und fast pünktlich, sodass wir gegen 21.00 Uhr wieder zu Hause waren
So, damit ist dieser Reiseblog nun zu Ende.
Das Gästebuch bleibt aber nach wie vor offen und ich freue mich nach wie vor über jeden Eintrag.
Ich war erstaunt, dass die Schilderungen der doch sehr persönlichen Eindrücke, Erlebnisse und die subjektive Bewertung derselben auf relativ großes Interesse gestoßen ist, wie auch der Besucherzähler auf meiner Internetseite anzeigt.
Ich fand es toll, einige der Leser auf der Artania persönlich kennengelernt zu haben, manche nur flüchtig andere näher. Und auch die erhaltenen Mails und die Einträge im Gästebuch waren natürlich ein Ansporn, die Berichterstattung nicht zu vernachlässigen, auch wenn das doch ein ordentliches Stück Arbeit gewesen ist, aber eine Arbeit die mir Spaß und Freude bereitet hat.
Und das Ergebnis, der doch recht umfangreich gewordenen Blog, wird von Doris und mir in der Zukunft immer wieder als „Nachschlagewerk“ verwendet werden, wenn wir uns an Orte oder Erlebnisse noch einmal erinnern möchten.
Die nächste gro0e Reise ist auch schon unter Dach und Fach - Dezember 2017 bis April 2018. Das klingt vielleicht ein wenig übertrieben, aber unsere Überlegung ist die, solche Reisen jetzt zu machen, wo man noch relativ fit ist und bei den Landgängen noch einiges unternehmen kann und nicht ausschließlich auf die von Phoenix organisierten und durchgeführten Ausflüge im Pulk der Masse mitmachen zu müssen.
Es wird auch wieder einen Blog geben, die entsprechende Internetseite existiert sogar schon und kann aufgerufen werden, auch wenn sie zunächst nur grob zusammengeschustert worden ist und außer der Routenbeschreibung noch nichts weiter drinnen steht.
In diesem Sinne
Auf Wiedersehen bzw. Auf Wiederlesen